Nach einem Bericht der Vereinten Nationen zur Reduzierung von Naturgefahren (United Nations Office for Disaster Risk Reduction, UNISDR) liegt der Anteil klimabedingter Naturkatastrophen mittlerweile bei 87 Prozent. 700.000 Menschen sind in den letzten zehn Jahren Opfer einer Naturkatastrophe geworden. An der Spitze stehen Erdbeben mit 70 Prozent aller verursachten Todesfälle. Gemeinsam mit den klimabedingten Naturkatastrophen wie Dürren, Fluten und Stürme verursachen sie laut UNISDR im Schnitt zwischen 250 und 300 Milliarden US-Dollar wirtschaftliche Schäden pro Jahr. Rund sechs Milliarden Dollar Investitionen jährlich wären nach Schätzungen nötig, um langfristig die genannten wirtschaftlichen Schäden zu vermeiden.
Vom 14. bis 18. März 2015 fand im japanischen Sendai die dritte Weltkonferenz der Vereinten Nationen zur Katastrophenvorsorge (WCDRR) statt. Auf dieser sollen Vertreter der UN-Mitgliedsstaaten das bisherige Hyogo -Rahmenabkommen überprüfen und ein neuer Rahmenplan für die Katastrophenvorsorge beschlossen werden. Hyogo ist der Name einer Präfektur in Japan, in der sich am 17. Januar 1995 ein starkes Erdbeben ereignete. Die Stadt Kobe wurde dabei erheblich zerstört, fast 5.000 Todesopfer und mehr als 10.000 Verletzte waren zu beklagen. 300.000 Menschen wurden obdachlos. Nach dem Beben wurde ein unzureichendes Katastrophenmanagement identifiziert und in der UN daraufhin ein Rahmenaktionsplan verabschiedet, der diesen Missständen entgegenwirken soll.
Ziel: Katastrophenrisiko verringen
Die Reduzierung des Katastrophenrisikos und Anpassung an den Klimawandel in den Städten waren und sind Ziele dieses Rahmenaktionsplans (Hyogo Framework for Action = HFA) 2005–2015 der UNISDR. Er beschreibt die notwendigen Aufgaben und Arbeiten, um menschliche Verluste und Schäden bei Naturkatastrophen zu verringern.
Der Fokus der kommenden Konferenz in Sendai liegt auf der Bewertung der Implementierung des HFA sowie seiner Aktualisierung. Laut UN-Bericht besteht Einvernehmen über die Prioritäten für die Zeit nach 2015. Vor allem die Verringerung des aktuellen Katastrophenrisikos und die Vermeidung neuer Risiken stehen hierbei im Mittelpunkt. Deutschland beteiligt sich ebenfalls am Hyogo-Rahmenaktionsplan. Der Beitrag von Seismologen ist beispielsweise die Entwicklung und Anwendung von Computerprogrammen zur Bereitstellung von Risiko- und Schadenskarten, um schnelle Katastrophenhilfe zu ermöglichen. Basierend auf Erdbebenrisikokarten werden u. a. Bauvorschriften erarbeitet bzw. aktualisiert, damit Gebäude in gefährdeten Regionen einem spezifischen Standard entsprechen.
Kristalina Georgieva, Vize-Präsidentin der Europäischen Kommission, und Christos Styliandides, EU-Kommissar für Humanitäre Hilfe und Krisenmanagement, werden gemeinsam mit der Delegation der Europäischen Union an der Konferenz teilnehmen. In Japan sind zudem Wissenschaftler des Deutschen GeoforschungsZentrums (GFZ), des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) als Mitglieder einer mehrköpfigen Deutschen Delegation vor Ort.
Text: Karl Dzuba, Wissensplattform Erde und Umwelt