Letzte Aktualisierung:

28. Februar: Die Eruption endet, aber im Lavafeld werden weiterhin Gase freigesetzt.

Artikel aktualisiert am 14. Januar 2015:

Noch immer quillt täglich Lava an die Erdoberfläche und noch immer stößt der Bardarbunga große Mengen Schwefeldioxid aus. Spitzenwerte erreichen 35.000 Tonnen am Tag. Die ausgeflossene Lava bedeckt mittlerweile eine Fläche von 84 Quadratkilometern, das entspricht in etwa der Größe der portugiesischen Hauptstadt Lissabon. Insgesamt sind rund 1,1 km3 Lava aus dem Vulkan seit Ende August 2014 ausgeströmt. Wissenschaftler der University of Iceland haben auf Messflügen die Dicke der Lava gemessen und das Volumen berechnet. Im westlichen Teil des Gebietes ist sie im Durchschnitt 14 Meter dick, im östlichen Teil durchschnittlich dagegen 10 Meter.

Im Durchschnitt werden pro Tag zwischen 30 und 50 Erdbeben registriert, die eine Stärke bis zu einer Magnitude von ~5 Mw haben. Der Aviation Color Code (ACC), die Warnstufe für den Flugverkehr, steht weiterhin auf Orange.

Das Forschungszentrum Jülich zeigt mithilfe des EURAD-IM-Simulationsmodells (EURopean Air pollution Dispersion-Inverse Model extension) die Ausbreitung der Schwefeldioxid-Wolke des Vulkans Bardarbunga über Island und Europa für die kommenden Tage.

Artikel aktualisiert am 6. November 2014:

Täglich werden zudem 50 bis 100 Beben mit Stärken bis zu einer Magnitude von ~5 Mw in der Region des Bardarbunga vom Icelandic Meteorological Office (IMO) registriert, die die Dynamik im System bezeugen. Am 3. November erschütterte ein Beben der Magnitude 5,3 Mw die Erde am Vulkan. Solche Erdbeben würden in einer dicht besiedelten Gegend beträchtlichen Schaden anrichten. Für die Gegend im Osten Islands rund um den Bardarbunga ist seismische Aktivität dieser Stärke keine Seltenheit. In nicht-eruptiven Phasen registriert das IMO immerhin etwa 100 Erdbeben pro Jahr. Die Stärke dieser Beben liegt bei Magnituden zwischen 1,5 bis 5,0 Mw. Eine unmittelbare Gefahr für Menschen besteht kaum, befinden sich im Umkreis von rund 30 Kilometern um den Vulkan keine permanent bewohnten Ortschaften.

Artikel aktualisiert am 24. September, 13:00 Uhr:

Seit Beginn der Eruption wurde das emittierte SO2 vornehmlich nach Norden und Osten transportiert, so dass vor allem Island, aber auch Norwegen und Grönland von der SO2-Wolke betroffen waren. Zwischen dem 20. und 23. September 2014 änderte sich die Wetterlage über Europa jedoch, so dass Schwefeldioxid von Island vermehrt auch nach Mitteleuropa transportiert wurde.

Artikel aktualisiert am 16. September, 12:00 Uhr:

Seit Mitte August 2014 ist der isländische Vulkan Bardarbunga nun schon aktiv. Ein Rückblick in Bildern.


Artikel aktualisiert am 15. September, 10:00 Uhr:

Im Interview mit ESKP spricht Dr. Martin Hensch vom Icelandic Meteorological Office (IMO) über Messmethoden am Bardarbunga, mögliche Gefahren für die Infrastruktur und den Geruch fauler Eier.
Zum Interview

Artikel aktualisiert am 9. September, 13:00 Uhr:

Rund 150 Erdbeben ereigneten sich am heutigen Tag seit Mitternacht. Am stärksten bebte die Erde laut GEOFON-Messnetz des Deutschen GeoForschungsZentrums in den frühen Morgenstunden mit 5,2 Mw am nördlichen Rand der Bardarbunga Caldera. Die Gasemissionen an den Eruptionsstellen sind gleichbleibend hoch. Die Luftqualität im Osten Islands ist leicht beeinträchtigt und kann Probleme bei Menschen mit Atemwegserkrankungen hervorrufen.

Artikel aktualisiert am 8. September, 14:00 Uhr:

Die aus den Spalten im Holuhraun fließende Lava ist am Oberlauf des Flusses Jökulsá á Fjöllum angekommen. Mit jedem Tag rückt die Front des Lavastroms etwa einen Kilometer nach vorne. Explosionen durch Magma-Wasser-Kontakt hat es jedoch noch nicht gegeben.

An mehreren Stellen werden Absenkungen im Gletschereis beobachtet. Die bereits bestehende Vertiefung im Dyngjujökull hat sich weiter vertieft, sie liegt nun 35 Meter unter der ursprünglichen Gletscheroberfläche. Zudem hat sich eine neue Vertiefung im Dyngjujökull geformt. Wahrscheinlich entstehen diese Vertiefungen durch kleine Eruptionen unter dem Eis. Auch in der Bardarbunga-Caldera wurde bei einer Überfliegung eine Absenkung entdeckt. Großräumig und bis zu 15 Meter tief. Diese Absenkung ist die größte, die seit Beginn der Deformationsaufzeichnung in der Mitte des letzten Jahrhunderts aufgetreten ist. Begleitet wurde sie von Erdbeben der Stärke 4 bis 5 Mw.

Artikel aktualisiert am 5. September, 18:00 Uhr:

Am Holuhraun-Lavafeld haben sich zwei neue Eruptionsspalten geöffnet.
Sie befinden sich weiter südlich als die ursprüngliche, noch 2 km vom Dyngjujökull Gletscher entfernte. Sie geben kleine Feuerfontainen, Gas und Dampf ab. Indes fließt weiterhin Lava aus der ersten Spalte, unverändert begleitet von Erdbeben. Lediglich die Deformation des Vulkans hat nachgelassen.

Artikel aktualisiert am 3. September, 16:00 Uhr:

Seit vier Tagen fließt Lava aus der Spalte des Holuhraun-Lavafeldes. Ein stetiger, leichter Strom. Die Spalte ist mittlerweile 1,5 km lang, die Lava bedeckt eine Fläche von 7,2 km². Das entspricht in etwa der zweifachen Ausdehnung Mallorcas. Größere Flüsse hat die Lava noch nicht erreicht. Entlang der Eruptionsspalte werden weiße Gaswolken freigesetzt was auf Wasserdampf hindeutet. Ein Ascheausstoß wurde bisher nicht beobachtet. Mit einem Gasmessgerät, das nahe an der Eruptionsstelle installiert wurde, haben die Isländischen Wissenschaftler einen hohen Gehalt an Schwefeldioxid (SO2) in der Eruptionswolke festgestellt. Auf Grund der gesundheitsschädlichen Wirkung des SO2 sind die Menschen in der Umgebung (d.h. hauptsächlich die dort arbeitenden Forscher) gehalten, Atemschutzmasken zu tragen. Für die Öffentlichkeit ist ein Großteil der umliegenden Straßen und Wanderwege gesperrt. Der Aviation Color Code (ACC), die Warnstufe für den Flugverkehr, steht weiterhin auf Orange und damit eine unter der höchsten Stufe Rot.

Während der vergangenen Tage hat die Deformation nachgelassen. Volumenbilanzen zeigen jedoch, dass mehr Magma in der Erdkruste aufsteigt als momentan eruptiert wird. Die Erdbeben sind weniger häufig geworden, haben sich aber nicht abgeschwächt: In den frühen Morgenstunden wurde ein Beben der Magnitude 5,5 auf der Nordseite der Bardarbunga Caldera registriert. Radardaten brachten zum Vorschein, dass sich eine 0,5 – 1 km große Vertiefung im Dyngjujökull Gletscher gebildet hat. Unter Berücksichtigung der Daten von der seismischen, Radar- und GPS-Überwachung halten die Isländischen Wissenschaftler es für möglich, dass sich die Eruptionsstelle nach Süden, unter den Dyngjujökull, verlagert. In diesem Fall erhöhte sich die Gefahr einer Überflutung und eventuell auch einer explosiven Eruption. 

Artikel aktualisiert am 1. September, 14:30 Uhr:
Seit mehreren Wochen registrieren Wissenschaftler am isländischen Vulkan Bardarbunga täglich zahlreiche Erdbeben. Am frühen Sonntagmorgen (31. August) kam es nach Angaben des Iceland Meteorological Office (IMO) zu einer effusiven Eruption (Lavaströme) am Vulkan. Über eine Breite von einem Kilometer floss Lava aus einer Spalte im Holuhraun-Lavafeld 3 km in nordwestlicher Richtung.

Bereits am Freitag (29. August 2014) hatte das IMO kurz nach Mitternacht eine Eruption unter dem nördlichsten Gletscherausläufer des Vatnajökull, dem Dyngjujökull, an der Ostseite des Bardarbunga, registriert. Eine Aschewolke wurde nicht in die Luft geschleudert, allerdings wurde der Luftraum über dem Vulkan vorsorglich geschlossen. Vorübergehend machten schlechte Sichtverhältnisse die Beobachtung schwierig. Am Sonntagmorgen wurde die Warnstufe auf „rot“ gesetzt, im Laufe des Nachmittages jedoch wieder auf „orange“ zurückgenommen. Nachdem die Isländischen Wissenschaftler vor einer Woche eine Eruption an der zentralen Öffnung des Bardarbunga noch als weniger wahrscheinlich einstuften, steht dieses Szenario jetzt mit den anderen Szenarios gleichauf. Ebenso wird ein Übergang zur explosiven Aktivität nicht ausgeschlossen.

26. August 2014

Der Bardarbunga wird von Wissenschaftlern ständig überwacht. Auf Grund der plötzlich steigenden seismischen Aktivität wurde am 16. August 2014 der ACC auf Gelb angehoben. Am 18. August breiteten sich die Erdbebenherde weiter in Richtung Osten und Norden aus. Der ACC wurde auf Orange angehoben. Nach einem Beben der Stärke 5,3 (Mw) am Samstag (23. August) rief die isländische Wetterbehörde dann die höchste Alarmstufe aus, um den Flugverkehr vor einem bevorstehenden Vulkanausbruch zu warnen. Flugzeuge durften demnach rund um den Vulkan nicht fliegen. Noch am selben Wochenende senkte die isländische Wetterbehörde allerdings die höchste Warnstufe wieder zurück auf Orange. Das stärkste Beben wurde nach Angaben des GEOFOrschungsNetzwerk GEOFON dann am Donnerstag (28. August) mit einer Stärke von 5,4 (Mw) gemessen.

Bereits vor vier Jahren hatte der ca. 150 Kilometer südwestlich liegende Vulkan Eyjafjallajökull weite Teile des Flugverkehrs in Europa zum Erliegen gebracht und für Chaos gesorgt. 

Die meisten Erdbeben haben ihr Epizentrum unter dem nördlichsten Gletscherausläufer des Vatnajökull, dem Dyngjujökull, an der Ostseite des Bardarbunga. Dort hat sich in 5 - 10 km Tiefe ein 25 km langer Magmengang in der Erdkruste geformt. Wissenschaftler halten die Spitze dieses Magmengangs für den wahrscheinlichsten Ort der möglicherweise bevorstehenden Eruption. Doch auch in der Caldera des Bardarbunga selbst sind Erdbeben registriert worden. Diese wurden mit der Absenkung der Caldera in Verbindung gebracht. Zusätzlich zu den seismischen Messungen wird der Bardarbunga auch mit GPS-Geräten überwacht. Der Vulkan bewegt sich, er deformiert.

Großes Gebiet wäre bei Ausbruch durch Überflutung gefährdet

Wissenschaftler zeichnen mehrere mögliche Szenarios, wie sich die Aktivität entwickeln kann. Wenn der Magmengang unter dem Dyngjujökull an die Erdoberfläche tritt, käme er mit dem 150 bis 600 m mächtigen Eis des Gletschers in Berührung. Das Eis würde dabei schmelzen und es käme zu einem Jökulhlaup, einem Schmelzwasserausfluss. Dabei würde der Gletscherfluss Jökulsá á Fjöllum geflutet werden. Er könnte bis auf das 40-fache anschwellen. Ein großes Gebiet von 4.900 km2 wäre durch die Überflutung gefährdet. Seit 300 Jahren ist dies nicht mehr geschehen. Das Gebiet nördlich von Dyngjujökull müsste daher aus Sicherheitsgründen evakuiert werden. Das Magma könnte effusiv als Lavastrom ausfließen.

Durch Interaktion von heißem Magma mit dem Gletscherwasser können sich aber auch phreatomagmatische Eruptionen formen. Dieser Typ Eruption ist hochexplosiv und würde zu Tephrafall führen. Dabei würde Tephra in die Atmosphäre geschleudert. Je nach Windverhältnissen würde die Tephra nicht nur den Isländischen, sondern eventuell auch den gesamten Nordatlantischen Flugverkehr beeinträchtigen. Auch die Caldera des Bardarbunga wird als potenzielle Magmenaustrittsstelle ins Auge gefasst; dies halten die Wissenschaftler jedoch für weniger wahrscheinlich. Möglicherweise kommt die Magmenbewegung in der Erdkruste auch still zum Erliegen.

Am 20. August flogen Wissenschaftler des Isländischen Meteorologischen Dienstes über den Vulkan und den Fluss Jökulsà à Fjöllum. Mit einem Radarsystem wurde dabei der Gletscher und der Fluss gescannt. Sollte es zu einem Ausbruch des Bardarbunga und einem daraus resultierenden Jökulhlaup kommen, würden diese Bilder zu einem wichtigen Datensatz beitragen, um die Veränderungen und Auswirkungen abzuschätzen, zu denen es auf dem Gletscher und den überfluteten Gebieten kommen würde. Zudem wurden neue GPS-Stationen und Seismometer installiert.

Text: Christina Bonanati, Heidi Wehrmann (beide GEOMAR) und Karl Dzuba (ESKP)

Weiterführende Informationen

  Im Interview mit ESKP spricht Vulkanologin Heidi Wehrmann vom GEOMAR über einen möglichen größeren Ausbruch des Vulkans Bardarbunga.

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