Der Tornado hinterließ eine Schneise der Zerstörung mit erheblichen Schäden an Gebäuden und der Infrastruktur, aber auch in den Waldbeständen. Dabei kamen offiziellen Angaben zufolge 23 Menschen ums Leben und mehr als 230 wurden verletzt.
Wie und wo entstehen Tornados?
Tornados sind in Verbindung mit Gewittern auftretende, kurzzeitige und kleinräumige Wirbelstürme extremer Stärke. Sie wachsen als schlauchartiger, rotierender "Rüssel" aus einer Gewitterwolke nach unten heraus. Sie haben selten eine Lebensdauer von mehr als ein paar Minuten und verlagern sich wie die Gewitterwolke mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 50 - 60 km/h. Allerdings können auch erheblich größere oder langsamere Verlagerungsgeschwindigkeiten auftreten.
Für die Bildung von Superzellen, die schwersten aller Gewittersysteme, die für die Mehrheit der auftretenden Tornados verantwortlich sind, herrschen vor allem im Frühjahr optimale atmosphärische Bedingungen in den Great Plains, den "großen Ebenen" östlich der Rocky Mountains. Von Texas im Süden bis nach South Dakota im Norden der Vereinigten Staaten erstreckt sich eine fast 2000 Kilometer breite Region beiderseits des Mississippis, die "Tornado Alley" genannt wird. In dieser Region kommt es jedes Jahr zu einer großen Anzahl von Tornados. Die Gesamtzahl der Tornados in den USA beträgt zwischen 1.000 und 1.200 pro Jahr.
Wenn kalte, trockene Luftmassen vom Kanadischen Schild östlich der Rocky Mountains nach Osten und Südosten gelangen und dabei auf warme, feuchte Luftmassen aus dem Golf von Mexiko treffen, ist dies die perfekte Voraussetzung für die Bildung schwerer Gewitter (Superzellen), die meistens die Basis für die Entstehung von Tornadoereignissen sind. Ebenfalls notwendig ist dabei eine große Geschwindigkeits- und Richtungsänderung des Windes mit der Höhe (Windscherung).
Am schlimmsten traf der Tornado am 20. Mai Moore, eine Vorstadt der Metropole Oklahoma City. Den Windgeschwindigkeiten von über 323 km/h hielt kaum ein Haus stand, zwei Schulen und ein Krankenhaus wurden zerstört, Autos wie Spielzeug durch die Luft geschleudert. Die Kleinstadt glich später einem Trümmerfeld. Der finanzielle Schaden durch den Sturm beträgt mehrere Milliarden US-Dollar.
Verlauf und Entwicklung des Tornados in Oklahoma:
Bereits zwei Tage vor dem Tornado in Moore traten in einem Gebiet vom nördlichen Texas bis nach South Dakota Gewitter mit starkem Hagelschlag und heftigen Windböen auf, in Kansas wurden bereits kräftigere Tornados gesichtet. Am 19.5. wanderte der Schwerpunkt der Gewitter langsam ostwärts und erreichte einen Tag später seinen Höhepunkt. In den Städten Yukon und Bigheart (beide in Oklahoma) gingen acht bis elf Zentimeter große Hagelkörner nieder. Wapanucka und Eureka Springs registrierte Orkanböen bis 129 km/h. Einen Tag später dann der Höhepunkt der sogenannten Schwergewitterlage. Ab 15.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ) verwüstete ein Tornado das dicht besiedelte Stadtgebiet von Moore. Insgesamt hielt der Wirbelsturm 40 Minuten Bodenkontakt und zog mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 40 km/h ostnordostwärts. Eine Tornadowarnung erfolgte 16 Minuten vor dem Eintreffen des Wirbelsturms. Die Zahl von 23 Todesopfern, die das Unwetter in Moore forderte, liegt allerdings deutlich unter denen vorangegangener Tornadokatastrophen in den USA.
Frühere Tornadokatastrophen in den USA:
Der tödlichste Tornado, der so genannte "Tri-State"-Tornado, trat im März 1925 auf und forderte 695 Menschenleben. Der jüngst im Mai 2011 beobachtete Joplin-Tornado nimmt mit 158 Opfern Platz 7 der tödlichsten Tornados der US-Geschichte ein.
Im Mai 1999 zog in Oklahoma über dieselbe Region der "Bridge Creek-Moore"-Tornado hinweg, ebenfalls ein F5-Tornado, der auf Basis des Jahres 2011 einen Gesamtschaden von 1.4 Milliarden US-Dollar verursachte. Dies ist bis heute der viertteuerste Tornado seit dem Jahr 1950. Ersten Schätzungen zufolge soll sich der Moore-Tornado vom 20.05.2013 mindestens in die Top-5 der teuersten USA-Tornados einreihen.
Die bisher fünf schadenreichsten Tornados in den USA (Storm Prediction Center, NOAA, 2011):
1) Joplin, Missouri, 22. Mai 2011, 2.8 Mrd. US-Dollar
2) Topeka, Kansas, 8. Juni 1966, 1.7 Mrd. US-Dollar
3) Lubbock, Texas, 11. Mai 1978, 1.5 Mrd. US-Dollar
4) Bridge Creek-Moore, Oklahoma, 3. Mai 1999, 1.4 Mrd. US-Dollar
5) Xenia, Ohio, 3. April 1974, 1.1 Mrd. US-Dollar
Nach Angaben der auf Risikoabschätzung spezialisierten US-Agentur Eqecat hat die Serie von Tornados vom 18. bis zum 20. Schäden in Höhe von zwei bis fünf Milliarden Dollar verursacht.
Klassifizierung und Schutz
Die Fujita-Skala dient der Schadenklassifikation von Tornados. Sie ist unterteilt in die Stufen F0 bis F12. Die Werte F6 bis F12 sind allerdings nur theoretische Werte, die bis dato nicht gemessen wurden. Da die F-Skala nur sehr grob aufgelöst ist, wird seit dem Jahr 2007 in den USA die Enhanced Fujita-Skala (EF) angewendet. Die EF-Skala hat sechs Stufen (von EF0 bis EF5), beginnt aber bei höheren Geschwindigkeiten (EF0: 105 - 137 km/h) und endet bei geringeren (EF5: > 323 km/h). Entsprechend ist der Tornado in Moore mit Stufe EF5 der höchsten Schadenskategorie zuzuordnen.
Schutz vor Tornados der Stärke EF5 bieten in erster Linie gut gesicherte Kellerräume mit einer festen Decke, da ein Tornado dieser Stärke nicht nur Holzhäuser, sondern auch Steinbauten bis auf die Grundmauern zerstören kann. Gefährlich sind vor allem die geschossartig herum fliegenden Gegenstände, die der Tornado kilometerweit mit sich führt. Selbst vor Asphaltdecken macht ein Tornado nicht Halt. In freier Natur gilt die Regel, dem Tornado auszuweichen, da bereits ein Abstand von einem Kilometer relative Sicherheit bietet. Ist es hierfür zu spät, hilft es, sich flach auf den Boden zu legen, um nicht von Trümmerteilen getroffen zu werden.
Gibt es Tornados auch in Deutschland?
In Deutschland wird seit einigen Jahren ebenfalls der Begriff Tornado verwendet, nachdem früher von Windhosen gesprochen wurde. Zwar ist die Gefahr von Tornados speziell im Mittleren Westen der USA besonders groß, doch auch in Europa und in Deutschland treten immer wieder schadenträchtige Tornados auf. Pfingsten 2010 führte beispielsweise ein Tornado in Brandenburg und Sachsen zu schweren Schäden. Ein weiteres bekanntes Beispiel ereignete sich am 10. Juli 1968 in Baden-Württemberg (Pforzheim). Hier wurde ein Tornado der Stärke EF4 (bzw. F4) mit maximalen Windgeschwindigkeiten von fast 400 km/h beobachtet.