Nach Naturkatastrophen gehen Touristenzahlen oftmals stark zurück, da die Reisenden ihre Buchungen stornieren und an andere Ziele reisen. Für ohnehin oftmals strukturschwache Regionen entfällt damit eine wichtige Einnahmequelle. Wie lange der Einbruch an Besucherzahlen andauert, hängt natürlich von dem Ausmaß der Zerstörung, aber auch von der Effizienz der Wiederaufbaumaßnahmen ab. Bis sich allerdings die Besucherzahlen wieder normalisiert haben, kann es mitunter recht lange dauern. Fehlinformationen, eine erhöhtes Risikoempfinden oder eine einseitige Berichterstattung in den Medien können dazu führen, dass trotz schneller Katastrophenbewältigung, die Besucher ausbleiben. Damit die Tourismuszahlen aber schnell wieder steigen, ist es wichtig, schnell umfassende, wahrheitsgemäße Informationen zu geben, um das verloren gegangene Vertrauen zu Besuchern und der Tourismusindustrie wieder aufzubauen.
Zwischen der Universität Heidelberg und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gibt es ein Forschungsprogramm HEiKA, um die Expertise des Katastrophenmanagements zu bündeln: so können die über das Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology (CEDIM) des KIT in nahezu Echtzeit eingebrachte forensische Datenanalysen (Forensic Disaster Analysis, FDA) mit geographischen bzw. Informationen aus sozialen Netzwerken der Universität Heidelberg miteinander verknüpft werden (Volunteered Geographic Information, VGI). Damit ist es möglich, Schlüsselinformationen zum Wiederaufbau durch Ergebnisse der wissenschaftlichen Schadensanalyse mit Berichten in Sozialen Medien (z.B. Twitter, Facebook oder Instagram) zu Schäden miteinander zu vergleichen und auszuwerten. Das Ziel des Projektes ist deshalb die Entwicklung von Metriken für die jeweils betroffenen Regionen, um Schäden, aber auch Wiederaufbaumaßnahmen für Versicherungen, Behörden, Hilfsorganisationen oder die Tourismusindustrie schnellstmöglich zu erstellen.
Crowdsourcing, also das Sammeln von Information, die Menschen freiwillig über soziale Netzwerke veröffentlichen, ermöglicht die schnelle Verarbeitung dieser Informationen. Mitunter stellen diese Daten sogar die einzigen Informationsquellen dar, da insbesondere aus entlegenen Regionen oftmals keine Bilder oder Lageberichte vorliegen. Es ist folglich ideal diese Daten mit geografischen Daten zu verknüpfen, um sich ein Lagebild nach Naturkatastrophen machen zu können.
Faktoren wie Sicherheit, der Zustand von Straßen und Gebäuden, das Ausmaß der Zerstörung von Städten und der Natur, sowie der Zugang zu Krankenhäusern oder auch touristischen Attraktionen sind enorm wertvolle Informationen für den Katastrophenschutz oder auch für Reiseveranstalter. Die schnelle Bewertung der Lage nach einer Naturkatastrophe bzw. die Dokumentation der Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten sowie die Bereitstellung dieser Informationen für die interessierten Zielgruppen, ist das wichtigste Ziel des Projektes.
Dabei wird es das wichtigste Ergebnis sein, die Informationen der sozialen Netzwerke so zu sammeln und auszuwerten, dass sie für die forensische Katastrophenanalyse genutzt werden können. Hierfür müssen neue Methoden und Metriken für die Echtzeitanalyse entwickelt werden, um schnellstmöglich, verlässliche Informationen geben zu können. Die Forschung an einer solchen Crowd-FDA ist wichtig, um zu testen, ob sich diese Methode für die Dokumentation der Fortschritte des Wiederaufbaus eignet, um sie später verschiedenen Nutzergruppen wie Reiseagenturen zur Verfügung stellen zu können.
Text und Daten in Kooperation mit CEDIM, einer interdisziplinären Forschungseinrichtung des Karlsruher Instituts für Technologie.
Linktipp
Nutzung von Social Media Informationen bei Hochwasser (Deutsches GeoForschungsZentrum, GFZ)