Laut Münchner Rück, dem größten Rückversicherer weltweit, war 2013 in Deutschland das teuerste Schadensjahr durch Naturkatastrophen.

Die Abschätzung der Kosten von Naturkatastrophen decken allerdings häufig nur die direkten Kosten ab. Und selbst von diesen wird vermutet, dass sie mindestens 50 Prozent höher sind als internationale Schätzungen angeben. Neben den direkten Schäden sind auch indirekte Schäden relevant.

Das Hochwasser in Thailand 2011 hat zur Schließung vieler Fabriken geführt und global die Automobil- und Elektronikindustrie geschädigt. Eine verbesserte Vorsorge setzt aber eine bessere Kenntnis der gesamten Kosten voraus, die neben den Schäden auch die Kosten der Risikominderung umfassen. Nur so lässt sich ein effizientes Risikomanagement von Naturereignissen erreichen. Diese Risikomanagementzusammenhänge wurden in einem von der Europäischen Union geförderten Projekt „Costs of Natural Hazards“ (ConHaz) untersucht.

Ein internationales Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Frau Dr. Heidi Kreibich vom Deutschen GeoForschungsZentrum Potsdam schlägt deshalb eine integrierte Kostenabschätzungen im Risikomanagement vor. Kosten-Nutzen Analysen, welche bestimmte Kostenkategorien ausschließen, führen bislang zu suboptimalen Entscheidungsprozessen. Deshalb wird ein dynamischer Kostenabschätzungszyklus für die Kosten, die mit Naturgefahren und deren Management zusammenhängen, gefordert. Dadurch werden das schnelle Erkennen von ineffizienten Risikomanagementstrategien und optimierte Anpassungen ermöglicht.

Eine enge Verknüpfung der beiden Kreisläufe von Kostenabschätzung und Risikomanagement ergibt eine verbesserte Abschätzung der gesamten Kosten und somit eine stabile Basis für eine optimalere Entscheidungsunterstützung im Risikomanagement. Ein effizientes Risikomanagement, das sämtliche Kosten der Frühwarnung, der Vorsorge und Katastrophenbekämpfung einbezieht, wird mit wachsenden Schäden aus Naturgefahren im Zuge des Klima- und des globalen Wandels immer wichtiger.

Neuer Wissenschaftlicher Ansatz zur Minimierung der Gesamtkosten

Die Gesamtkosten des Risikomanagements sind abhängig von den Risikovermeidungs- und den Schadenserwartungskosten. Die erwarteten Schadenskosten errechnen sich hierbei aus der Summe von direkten, indirekten und damit schwer erfassbaren Schadenskosten. Diese hängen wiederum jeweils von verschiedenen Managementmaßnahmen ab. Hierzu zählen beispielsweise Frühwarnung, Eindeichung oder Einsatzstärke der Hilfskräfte im Krisenfall. Die Schadenskosten sinken in Abhängigkeit von diesen zuvor genannten Maßnahmen.

Die Risikovermeidungskosten sind die Summe der Investitionen für alle ausgewählten Risikomanagementmaßnahmen. Diese Bedingungen implizieren, dass die Grenzkosten jeder gewählten Maßnahme den Grenznutzen, also den dadurch vermiedenen Schäden entsprechen müssen. Eine unvollständige Schadenserfassung, wie die fehlende Berücksichtigung "indirekter" wirtschaftlicher Schäden, beispielsweise durch den Ausfall von Infrastrukturen, führen daher zu einer suboptimalen Strategie im Naturgefahrenmanagement. Es ist demnach offensichtlich, dass eine umfassende Kosten-Nutzen-Analyse aller Maßnahmen des Naturgefahrenmanagements nötig wird, wenn die Gesamtkosten minimiert werden sollen.

Die Originalarbeit können Sie hier nachlesen.

Literaturhinweis:
H. Kreibich, J. C. J. M. van den Bergh, L. M. Bouwer, P. Bubeck, P. Ciavola, C. Green, S. Hallegatte, I. Logar, V. Meyer, R. Schwarze and A. H. Thieken (2014): Commentary: Costing natural hazards, Nature Climate Change, Vol.4, 25.04.2014, pp. 303–306, doi:10.1038/nclimate2182

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