Anhaltende Regenfälle hatten vor dem WM-Vorrundenspiel Deutschland gegen die USA (1:0) am 26. Juni 2014 für Überschwemmungen in der Stadt Recife gesorgt. Zahlreiche Straßen standen unter Wasser. Zwar wurde der Rasen in der Arena Pernambuco in Mitleidenschaft gezogen, gespielt werden konnte aber trotzdem. Im Juni fallen in der im Nordosten Brasiliens gelegenen Küstenstadt im Durchschnitt 389 mm Niederschlag, dass ist fast sechs Mal soviel Regen wie durchschnittlich im gleichen Monat in Berlin fällt.
Die Austragungsorte der Fußball-WM in Brasilien liegen alle südlich des Äquators. Neben der geografischen Breite beeinflussen auch die Nähe zum Ozean und die Geländetopografie (Flachland, Gebirge) das Klima. Regen und Überschwemmungen sind hier keine Seltenheit.
Kurz vor Beginn der WM hatte der Süden Brasiliens sowie das benachbarte Paraguay mit starken Überschwemmungen zu kämpfen. Durch länger anhaltende und ergiebige Regenfälle vom 5. bis 9. Juni traten der Fluss Paraná und seine Nebenflüsse, darunter auch der Iguazú, über die Ufer. In Irati (Brasilien) fielen bis zum 8. Juni 256 mm Niederschlag innerhalb von 48 Stunden. Zum Vergleich: die jährliche Niederschlagsmenge in Berlin beträgt 570 mm.
Die inmitten des tropischen Regenwaldes liegende Stadt Manaus weist Niederschlagsmengen von jährlich über 2.000 mm auf. Dies entspricht dem zwei bis dreifachen Wert von Städten in Deutschland. So genannter Konvektionsregen ist eine Selbstverständlichkeit in diesem Gebiet.
Der Diplom-Meteorologe Bernhard Mühr vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) erklärt die unterschiedlichen Formen des Bildungsprozesses von Regen.
Regen kann unterschiedliche Bildungsbedingungen haben und wird nach Intensität (Regenmenge pro Zeiteinheit) klassifiziert. Leichter (< 0,5 mm/h), mäßiger (< 4 mm/h) oder starker Regen (> 4 mm/h). Ein Regenschauer ist ein kurzes, oftmals nur einige Minuten anhaltendes Ereignis, kann aber gleichwohl heftig ausfallen. Dauerregen mit gewöhnlich mäßiger Intensität hingegen hält mehrere Stunden oder Tage an.
Regen: Entstehungsprozesse
In der Meteorologie werden Konvektionsregen, Steigungsregen (orografischer Regen) und großflächiger Regen (stratiformer Regen) voneinander unterschieden.
Konvektionsregen entsteht durch das rasche Aufsteigen von Luftpaketen bei labiler Schichtung der Atmosphäre, also großen Temperaturunterschieden zwischen bodennaher Luft und der Luft in höheren Atmosphärenschichten. Dann kommt es zur Ausbildung von Quellwolken, die schließlich Schauer und Gewitter hervorbringen können. Diese Art von Regen tritt überwiegend in warmen Klimazonen (Tropen, Subtropen) bzw. in den Sommermonaten auch in den gemäßigten Breiten (z. B. Mitteleuropa) zumeist nachmittags auf.
Steigungsregen entsteht, wenn durch Wind feuchte Luft vom Meer oder Flachland an Hindernisse wie Gebirge transportiert wird. Diese windzugewandte Seite wird als Luv-Seite, die windabgewandte Seite als Lee-Seite bezeichnet. Die Luft steigt entlang des Gebirgszuges auf, kühlt dabei ab und es kommt zur Wolkenbildung. Niederschlagsverstärkende Prozesse entstehen zudem durch Um- und Überströmung der Gebirge. Unterstützend können auch lokale Windsysteme im Bereich der Gebirge (Hangwinde) wirken. Steigungsregen ist in verschiedenen Klimazonen zu beobachten, in den Tropen und Subtropen genauso wie in gemäßigten Breiten wie in Deutschland.
Ein ausgedehntes Niederschlagsgebiet oder auch stratiformer Regen entsteht, wenn großflächige Hebungsprozesse wirksam werden. Besonders im Bereich der planetarischen Frontalzone (Westwindzone der beiden Halbkugeln) kommt es in Gebieten großer horizontaler Temperatur- und Druckunterschiede zu großflächigen Hebungsprozessen. Die aufwärts gerichteten vertikalen Geschwindigkeiten erreichen zwar nur wenige Zentimeter pro Sekunde, dauern aber über vielen Stunden hinweg an; sie lassen schließlich riesige zusammenhängende Wolken- und Niederschlagsgebiete entstehen. Im Bereich von Tiefdruckgebieten bilden sich Niederschlagsgebiete, die eine Ausdehnung von mehr als 100.000 km² erreichen können.
Weiterführende Informationen
Niederschlagsrekorde Wettergefahrenfrühwarnung
Text: Dr. Ute Münch, Wissensplattform "Erde und Umwelt"