Fachübergreifend arbeitenden Wissenschaftlern wird der schnelle und unkomplizierte Zugriff auf große Datenmengen innerhalb Europas unbürokratisch ermöglicht.
Vulkane wie der Ätna in Italien oder der Eyjafjallajökull auf Island werden von Wissenschaftlern präzise überwacht. Jede kleine Veränderung wird registriert und analysiert, um Vulkansysteme besser zu verstehen. Dafür nutzen die Vulkanologen auch Infrastrukturen und Daten anderer Wissenschaftsdisziplinen. Hierzu gehören unter anderem Erdbebenmessstationen (Seismografen), Gesteinsproben, Satellitenbilder und GPS (Global Positioning System).
Die zahlreichen erhobenen Daten der unterschiedlichen wissenschaftlichen Fachrichtungen müssen mit großem organisatorischem Aufwand zusammengebracht werden.
EPOS: Projekt zur Schaffung einer einheitlichen Infrastruktur
Das Projekt EPOS (European Plate Observing System) hat das Ziel, eine einheitliche und dauerhafte Infrastruktur für die Geowissenschaften in Europa zu schaffen. Probleme, wie das der Vulkanologen, gibt es in vielen Bereichen in denen Wissenschaftlern interdisziplinär arbeiten und auf Daten aus anderen Bereichen angewiesen sind. Der Wissenschaftler, der im Feld seine Daten selber erhebt, ist nur noch selten anzutreffen. In den Geowissenschaften basieren die Untersuchungen besonders häufig auf einer komplexen Struktur von Sensoren, die über große Flächen oder sogar weltweit verteilt sind. Erdbebenforscher (Seismologen) können Ort und Stärke eines Erdbebens nur mit Hilfe eines weitverteilten Netzwerkes von Erdbebenmessstationen (Seismografen) ermitteln.
Infrastrukturen stellen damit einen zentralen Teil der heutigen Wissenschaften dar und das nicht nur bei den Seismologen, sondern auch bei den Vulkanologen, Geodäten, Geologen und anderen Fachrichtungen. Das Internet bietet dabei die notwendige Kommunikationsinfrastruktur und ermöglicht inzwischen auch kontinuierliche Analysen.
Ein ganz entscheidendes Problem ist aber, dass die verschiedenen Infrastrukturen nicht allen zugänglich sind. Die Daten lagern auf verschiedenen Plattformen und müssen für einzelne Forschungsprojekte mühsam zusammengesucht werden.
Zentrale Herausforderung von EPOS ist es, die Infrastruktur der verschiedenen Disziplinen miteinander zu kombinieren. Denn sowohl auf technischer als auch auf organisatorischer Ebene bestehen bereits etliche Überlappungsbereiche zwischen den Forschungsgebieten. Beispielsweise benutzen Vulkanologen für die Vorhersage von Eruptionen die gleiche Technologie wie Seismologen für die Erfassung von Erdbeben - eine Kombination der verschiedenen Netzwerke schafft daher einen Mehrwert ohne zusätzliche Kosten.
Derzeit existieren jedoch nur ansatzweise Plattformen, die disziplinübergreifend Daten verschiedener Infrastrukturen zur Verfügung stellen. Eine Verknüpfung zwischen den Fachdisziplinen ist, wenn überhaupt, nur innerhalb einzelner Forschungseinrichtungen anzutreffen, nicht aber europaweit. Dabei würde ein interdisziplinäres, internationales Netzwerk verschiedenen Interessensgruppen (Wissenschaftler, Entscheidungsträger, Bürger) helfen.
EPOS baut genau auf diesem Gedanken auf und konstruiert eine Plattform über die auf europäischer Ebene kommuniziert und Daten ausgetauscht werden sollen. Dabei spielen neben rein technischen Fragen auch organisatorische und finanzielle Aspekte eine wichtige Rolle.
Linktipp
Hier geht's zum EPOS-Portal
Text: Frieder Euteneuer, Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ)