Aktuelle Beben
Das Erdbeben vom 30. Oktober 2016 (deutsche Zeit 7:40 Uhr) etwa 30 km östlich der 50.000 Einwohner Stadt Foligno in Mittelitalien ist mit einer Magnitude von 6,5 das bisher stärkste Ereignis einer Sequenz von Vor- und Nachbeben, die am 24. August 2016 mit einem Magnitude 6,2 Beben bei Amatrice begann. Am 26. Oktober 2016 gab es nur wenige Kilometer nördlich des jetzigen Ereignisses ein Beben der Stärke 6,1. Alle Ereignisse der Sequenz liegen auf steil stehenden geologischen Verwerfungen in geringer Tiefe und weisen die für die Zentralen Apenninen typischen Abschiebungen auf einer nordwest-südost streichenden Fläche auf. Die Folge von stärkeren Erdbeben über mehrere Monate ist für die Region in Mittelitalien nicht ganz ungewöhnlich. So gab es zwischen 1997 und 1998 nördlich der jetzigen Sequenz eine Folge von stärkeren Erdbeben in der Umbria Marche Region mit maximalen Magnituden bis 6,0.
Seismotektonik
Die Gebirgskette der Apenninen zieht sich im Zentrum Italiens von der Po Ebene im Norden bis zum Golf von Tarantola in Kalabrien. Die Apenninen entstanden in Folge der Subduktion der Adriatischen Platte unter Italien von Ost nach West. Die aktuelle Tektonik ist allerdings komplexer, da Italien zusätzlich von der Öffnung des Tyrrhenischen Meers im Westen und der Konvergenz der Afrikanischen gegen die Europäische Platte beeinflusst wird. Im zentralen Bereich des Apenninen Gürtels tritt dadurch Extensionstektonik auf, welche sich regelmäßig durch mittelstarke Abschiebungsbeben bemerkbar macht.
Die Region zwischen Umbria und L'Aquila ist seit 1997 von mehreren mittelstarken Beben um die Magnitude 6 heimgesucht worden. Das stärkste Erdbeben der sogenannten Umbria Marche Bebensequenz im Jahr 1997 war nord-nordwestlich des jetzigen Bebens vom 26. Oktober 2016 und hatte eine Magnitude von MW 6. Im Jahr 2009 trat in süd-südöstliche Richtung ein Erdbeben der Stärke MW 6,2 nahe der Stadt L'Aquila auf. Das L'Aquila Beben wurde über mehrere Wochen von einer Sequenz schwacher Vorbeben begleitet. Nur etwa 30 Kilometer südöstlich, nahe der Stadt Amatrice, ereignete sich am 24. August 2016 ein Erdbeben der Stärke MW 6,2, und wenige Kilometer nördlich am 26. August 2016 ein Beben der Stärke 6,1. Etwa 100 Km süd-südwestlich, nahe der Stadt Avezzano, fand am 13. Januar 1915 ein starkes Schadensbeben der Stärke M 6,7 statt.
Zentralitalien ist von flacher krustaler Seismizität betroffen, welche sich häufig entlang vorhandener Störungszonen und entlang der Randverwerfungen des mittleren Grabens in den Apenninen ausbildet. Im nördlichen Apennin und unter Kalabrien werden zusätzlich Tiefherdbeben beobachtet.
Seismische Gefährdung
Die seismische Gefährdung ist über große Gebiete Italiens und im Bereich der Apenninen groß. Im Bereich des Erdbebens vom 26. Oktober 2016 übersteigt die Bodenbeschleunigung statistisch gesehen mit 10% Wahrscheinlichkeit in 50 Jahren einen Wert von 3,5m/s².
Die Umbria MW 6 Bebensequenz in 1997 hatte zu 11 Toten und etwa 80.000 zerstörten Häusern geführt. Das MW 6,2 Beben in 2009 ereignete sich in unmittelbarer Nähe der 34.000 Einwohner zählenden Stadt L‘Aquila und hatte etwa 300 Todesopfer gefordert. Für das MW 6,7 Beben in 1915 werden etwa 32.000 Tote vermutet. Das Ereignis vom 24. August 2016 bei Amatrice mit MW 6,2 hatte zu knapp 300 Toten geführt. Über die Schäden und Opfer der Erdbeben vom 26. und 30. Oktober 2016 sind noch keine genauen Zahlen bekannt.
Poster und Text: Deutsches GeoForschungsZentrum, Sektionen 2.1, 2.4, 2.6
Referenzen
Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum – GFZ. (2016, 01. November). Erdbebensequenz 2016 in Mittelitalien [Erdbebenposter, Poster ID: amatrice_sequence, www.gfz-potsdam.de]. Aufgerufen am 20.04.2021.
Veröffentlicht: 30.10.2016, 3. Jahrgang
Zitierhinweis: Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum – GFZ. (2016, 30. Oktober). Erdbebensequenz in Mittelitalien im Oktober 2016. Earth System Knowledge Platform [eskp.de], 3. https://www.eskp.de/naturgefahren/erdbebensequenz-italien-oktober-2016-935869/