Aktuelles Beben
Um 4:03 Uhr Ortszeit (7. Dezember 2016) (deutsche Zeit 23:03 Uhr, 6. Dezember) kam es zu einem starken Beben in der Provinz Aceh im Nordwesten von Sumatra, Indonesien. Das Beben ereignete sich in geringer Tiefe, d.h. in weniger als 10 km Tiefe. Der Herdmechanismus deutet auf eine Blattverschiebung (horizontale Verschiebung der beiden Seiten) hin, wahrscheinlich auf einer in NW-SO bis NNW-SSE verlaufenden Störung.
Seismotektonik
Die tektonische Situation in Sumatra ist geprägt von der Kollision der indo-australischen Platte mit Eurasien. Die indo-australische Platte bewegt sich in nördlicher Richtung auf Eurasien zu, die Plattengrenze verläuft allerdings in NW-SO Richtung. Die Platten treffen also schräg aufeinander. Diese Konstellation führt zu einer Aufspaltung des Verschiebungsfeldes.
Die senkrecht zur Plattengrenze stehende Verschiebungskomponente (Konvergenzkomponente) führt zu großen unterseeischen Subduktionsbeben wie das katastrophale tsunamogene Beben im Dezember 2004. Die parallel zur Plattengrenze verlaufende Verschiebungskomponente wird dagegen an Land kompensiert und führt zu Blattverschiebungsbeben. Die meisten dieser Beben konzentrieren sich auf die Große Sumatra-Verwerfung, die parallel zur Küste und entlang der vulkanischen Kette verläuft. Das Erdbeben vom 6. Dezember 2016 trat allerdings etwas nördlich dieser Verwerfung auf. In der Aceh-Region im Norden Sumatras verlaufen eine Reihe von aktiven Sekundär-Verwerfungen wie die Seulimum-Verwerfung und die Samalanga-Verwerfung. Aufgrund der Herdlokation und des Herdmechanismus ist es vorstellbar, dass das Erdbeben vom 6. Dezember 2016 entlang der Samalanga-Verwerfung aufgetreten ist.
Seismische Gefährdung
Ganz Indonesien ist hochgradig von Erdbeben bedroht. Von sehr großen unterseeischen Beben (M>7,5) entlang der Subduktionszone können katastrophale Tsunami ausgelöst werden. So geschehen in der Region Aceh im Norden Sumatras am 26. Dezember 2004 (Aceh-Andaman Beben) und beim Beben im Süden von Sumatra in 2010, bei dem Hunderte von Menschen auf den Mentawai-Inseln ums Leben kamen. Beben mittlerer Stärke (d.h. 6-7,5) in der kontinentalen Kruste von Sumatra, wie das Beben vom 6. Dezember 2016 können aufgrund ihrer geringen Tiefe oftmals lokal starke Erschütterungen auslösen und sind daher für die seismische Gefährdung ebenfalls von hoher Bedeutung.
Das Beben hat eine große Zahl von Gebäuden einstürzen lassen, insbesondere in der Pidie Jaya Region. Bis zum jetzigen Zeitpunkt (7. Dezember, 15:30 Uhr deutscher Zeit) sind 94 Tote and 617 Verletzte zu beklagen. Die Bergungsarbeiten sind allerdings noch in vollem Gang und es steht zu befürchten, dass die Zahl der Opfer weiter ansteigt.
Poster und Text: Deutsches GeoForschungsZentrum, Sektionen 2.1, 2.4, 2.6
Referenzen
Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum – GFZ. (2016, 07. Dezember). Erdbeben an der Sumatra Fault [Erdbebenposter, Poster ID: gfz2016xyws, www.gfz-potsdam.de]. Aufgerufen am 15.04.2021.
The 2016-12-06 Mw 6.5 earthquake on northern Sumatra, Indonesia. (o.D.). [GEOFON-Infoseite, geofon.gfz-potsdam.de]. Aufgerufen am 15.04.2021.
Veröffentlicht: 06.12.2016, 3. Jahrgang
Zitierhinweis: Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum – GFZ. (2016, 06. Dezember). Erdbeben in Indonesien. Earth System Knowledge Platform [eskp.de], 3. https://www.eskp.de/naturgefahren/erdbeben-indonesien-935887/