Bei Naturkatastrophen wie dem Hochwasser von 2013 in Deutschland liefern satellitenbasierte Notfallkarten detaillierte Informationen über Ausdehnung und Lage der betroffenen Gebiete sowie Art und Umfang der Schäden. Das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus schafft hierfür eine moderne und leistungsfähige Infrastruktur durch den Betrieb unterschiedlichster Satelliten und Dienstleistungen.
Insgesamt werden bis zum Ende dieses Jahrzehnts sechs Satellitenfamilien, sogenannte Sentinels, im Orbit unterwegs sein. Zuletzt startete am 23. Juni 2015 der optische Erdbeobachtungssatellit Sentinel-2A vom europäischen Raumfahrtzentrum in Kourou (Französisch-Guyana) ins All. Der Radarsatellit Sentinel-1A wurde bereits am 3. April 2014 gestartet. Diese beiden Erdbeobachtungssatelliten liefern bereits jetzt wertvolle Daten für die Unterstützung des Katastrophen- und Krisenmanagements, für die Überwachung der Meere, der Landoberfläche oder des Klimawandels. Mit Hilfe der Sentinel-Satelliten werden beispielsweise Veränderungen des tropischen Regenwaldes exakt erfasst, die Qualität von Binnengewässern bestimmt und Rückschlüsse auf den Nährstoffgehalt von Ackerflächen gezogen. Ergänzt und kombiniert wird die satellitengestützte Erdbeobachtung mit terrestrischen, flugzeuggestützten, maritimen und weiteren Datenquellen sowie moderner Datenverarbeitung.
Die Sentinels ergänzen die aktuellen und bereits bestehenden Satellitenmissionen zum weltweit umfassendsten und leistungsfähigsten zivilen Erdbeobachtungssystem aus dem All. In Copernicus werden dabei auch Fernerkundungsdaten von Dritten einbezogen, zu denen die deutschen Satelliten TerraSAR-X und TanDEM-X zählen.
Die Unterstützung von Hilfskräften im Katastrophen- und Krisenmanagement ist ein wesentlicher Aspekt von Copernicus. Informationen zur Bewältigung von Naturkatastrophen wie etwa Erdbeben, Vulkanausbrüchen oder Überflutungen sowie für humanitäre Hilfseinsätze werden durch das Programm zur Verfügung gestellt. Dazu gehören etwa Schadens- oder Referenzkarten, aber auch Vorhersagen von sich anbahnenden Hochwasserlagen an europäischen Flüssen. Im Falle des Hochwassers geben die Karten dann Auskunft über die Überflutungsflächen und dienen zur genauen Schadensabschätzung. Neben der Bereitstellung von satellitenbasierten Notfallkarten zur Lagebewältigung werden aber auch Produkte zur Vorbereitung auf und Nachbereitung von Krisen erstellt.
Ergänzend und in Kooperation mit dem europäischen Copernicus Programm betreibt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) seit 2003 das Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI). Bundesbehörden und andere berechtigte Nutzer erhalten Zugang zu Produkten und Dienstleistungen für nahezu jegliche geographische Region weltweit. Das ZKI generiert zeitnahe, präzise und flächendeckende Lageinformationen, insbesondere zur Schadensabschätzung sowie für die Katastrophenvorsorge und zum Wiederaufbau. Während des verheerenden Hochwassers im Juni 2013 kam dem ZKI eine besondere Rolle zu. Die ersten Kartenprodukte für die Katastrophengebiete an Elbe und Donau wurden bereits in den frühen Morgenstunden des 4. Juni 2013 ausgeliefert. Hierfür wurden Aufnahmen des deutschen Radarsatelliten TerraSAR-X genutzt, die erst etwa zehn Stunden zuvor aufgenommen wurden.
Naturkatastrophen wird es auch in Zukunft geben. Die Satellitenfernerkundung kann wesentliche Beiträge für das Katastrophenmanagement liefern, die durch gezielte Forschung und Entwicklung kontinuierlich weiter entwickelt werden. Das europäische Copernicus-Programm mit den Sentinel-Satelliten schafft hierfür eine wichtige Grundlage.
Linktipp
Satelliten liefern neben wertvollen Informationen über unseren Planeten auch eindrucksvolle Bilder.
Text: Karl Dzuba, fachliche Durchsicht und Ergänzungen Prof. Dr. Günter Strunz, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt