Die Wetterprognosen ließen für viele Gebiete und Städte im Osten der USA am 26. und 27. Januar 2015 erhebliche Beeinträchtigungen durch Schnee und Sturm im öffentlichen und privaten Transportwesen zu Lande und in der Luft erwarten, dazu Unterbrechungen in der Stromversorgung. In mehreren Bundesstaaten wurde dann auch vorsorglich der Ausnahmezustand verhängt, Flüge gestrichen und Fahrverbote erteilt. Der in den US-Medien angekündigte „lebensbedrohliche Sturm“ mit Schneefällen von bis zu einem Meter und Böen über 100 Kilometer pro Stunde traf dann aber nicht wie befürchtet New York City. Selbst der Nationale US-Wetterdienst (US National Weather Service) hatte dort ein weit schlimmeres Szenario prognostiziert und erklärte nach Abklingen des Sturms auf seiner Facebook-Seite, dass die Vorhersage von Stürmen durch die Wissenschaft trotz kontinuierlicher Weiterentwicklungen noch immer fehlerbehaftet sein kann. (“The science of forecasting storms, while continually improving, still can be subject to error, especially if we're on the edge of the heavy precipitation shield.”). In New York City fielen nur rund 20 cm Schnee, in Massachusetts hingegen bedeutete in der Stadt Worcester die 24-stündige-Neuschneemenge von 88 cm einen neuen Rekord.
Blizzards sind Schneestürme, die vor allem in den USA auftreten. Voraussetzung für die Bezeichnung Blizzard sind nach Definition der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) folgende Faktoren:
- Anhaltende Winde oder Windböen von mindestens 35 mph (ca. 56 km/h)
- Heftige Schneefälle oder Schneetreiben, die die Sichtweite auf eine ¼ Meile (400 Meter) reduzieren
- Die obigen Bedingungen halten mindestens drei Stunden an
Sind alle drei Bedingungen gegeben, gibt der NOAA eine „Blizzard-Warnung“ aus. Bei lediglich zwei erfüllten Faktoren wird von einem „Wintersturm“ bzw. „heftigen Schneefall“ gesprochen.
Blizzards treten vor allem an der Ostküste Nordamerikas (Kanada und USA) auf und entstehen, wenn sich ein Tiefdruckgebiet unter kräftiger Intensivierung mit seinem Zentrum vor die US-amerikanische Atlantikküste verlagert. Dabei gelangt auf seiner Vorderseite (Ostseite) sehr warme und feuchte Luft, die zumeist aus dem Golf von Mexiko stammt, nach Norden, während auf seiner Rückseite (Westseite) in den unteren Atmosphärenschichten kalte Luft aus Kanada südwärts strömt.
Blizzardähnliche Verhältnisse auch in Deutschland möglich
Westlich und nordwestlich des Tiefkerns kommt es dann im Bereich der Kaltluft zu ausgedehnten Schneefallgebieten; gleichzeitig herrscht dort ein großer Luftdruckunterschied und die Windgeschwindigkeiten können in Böen zumindest in Küstennähe leicht Orkanstärke erreichen (119 km/h). Die Kombination aus heftigem Schneefall, Schneetreiben und Wind in Sturm- oder Orkanstärke kann die Sichtweite auf wenige Meter reduzieren und innerhalb kurzer Zeit Schneewehen meterhoch auftürmen.
Der Begriff Blizzard existiert seit den 1870er Jahren. Eine Zeitung aus Iowa beschrieb mit diesem Begriff erstmals einen Schneesturm.
Auch in Deutschland kann es zu starken Schneestürmen kommen, für einen Blizzard à la USA sind in Mitteleuropa allerdings die Voraussetzungen nicht gegeben. Blizzardähnliche Bedingungen herrschten beispielsweise zum Jahreswechsel 1978/1979, als im Bereich einer langsam südwärts ziehenden Kaltfront Schnee und Sturm gemeinsam auftraten und hohe Schneeverwehungen weite Teile Norddeutschlands lahmlegten.
Text: Bernhard Mühr (KIT), Karl Dzuba (ESKP)
Weiterführende Informationen
Mehr zum Blizzard Juno (Analyse) auf wettergefahren-fruehwarnung.de