Das Meereis der Arktis ist ein wichtiger Indikator für den globalen Klimawandel. Seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen im Jahr 1978 verzeichnen wir mit einer Rate von mehr als 13 % pro Jahrzehnt (im Vergleich zur mittleren Meereisausdehnung in der Referenzperiode 1981 – 2010) einen anhaltenden Rückgang der sommerlichen Meereisausdehnung in der Arktis. Mit Spannung sehen Wissenschaftler des Alfred-Wegener Instituts (AWI) dem Minimum in der Eisausdehnung in diesem Jahr entgegen.
Meereisrückgang in der Arktis
Der kontinuierliche langjährige Rückgang sommerlichen Meereises in der Arktis ist Ausdruck einer zunehmenden Erwärmung in den nördlichen Polarregionen, aber zugleich auch Verursacher dieses Prozesses. Denn durch den Rückgang des Meereises entstehen große offene Wasserflächen, die die solare Einstrahlung zu einem Großteil absorbieren und dabei den Arktischen Ozean weiter erwärmen, während eine geschlossene Meereisbedeckung die Einstrahlung zu mehr als 90 % reflektieren würde. Dieser als positive Rückkopplung bekannte Effekt (sog. Eis – Albedo - Rückkopplung) ist unumkehrbar und Teil einer besonders in der Arktis spürbaren fortschreitenden Erwärmung. Im Gegensatz zum globalen Mittel hat sich die Arktis in den letzten Jahrzehnten mit etwa 2°C gegenüber dem Mittel der Jahre 1951 - 1990 mehr als doppelt so stark erwärmt. Folgen dieses Prozesse sind nicht nur der zunehmende Rückgang des sommerlichen Meereises, sondern auch das verstärkte Auftauen des Permafrostbodens, der durch das Ausgasen des in den Böden gespeicherten Kohlenstoffes, in Form von Methan, zur Erhöhung des Treibhausgehaltes in der Luft und somit zum Klimawandel beiträgt. Darüber hinaus schmilzt das grönländische Inlandeis zunehmend, was zum Anstieg des globalen Meeresspiegels mit derzeit etwa 0,6 mm/Jahr beiträgt. Auch Ökosysteme und die Biodiversität im Arktischen Ozean sind von der Erwärmung betroffen, ebenso wie Infrastrukturen und Lebensräume der in der Arktis lebenden Menschen.
Wissenstransfer ist Gesellschaftsdialog
Das Wissen über diese Änderungen zu verbessern und Informationen speziell zum Thema Meereis aufzubereiten und damit wissenschaftliche Erkenntnisse und Ergebnisse für eine breite Gruppe an verschiedenen Nutzern zur Verfügung zu stellen, hat sich der Forschungsverbund "Regionale Klimaänderungen (REKLIM)" der Helmholtz-Gemeinschaft mit der Wissensplattform meereisportal.de zur Aufgabe gemacht. Um diese Wissensplattform noch stärker bei unterschiedliche Zielgruppen und Nutzern bekannt zu machen, ist in Kooperation mit der DEKRA Hochschule für Medien in Berlin ein Animationsfilm entstanden, der speziell die jüngere Generation ansprechen und an das Thema heranführen soll. Denn es ist die Generation der jungen Menschen, die die Folgen des Klimawandels zunehmend spüren und mit ihnen leben müssen. Es liegt jedoch noch zu wenig im Erfahrungs- und Erlebenshorizont vieler junger Menschen, Maßnahmen zu Klimaschutz und -anpassung als wichtige Bausteine für die eigene Zukunft zu begreifen und aktiv als Thema anzunehmen. Daher bedarf es einer frühen und intensiven Auseinandersetzung mit dieser gesellschaftlichen Herausforderung als Teil der eigenen Lebenswirklichkeit. Es ist daher wichtig, neue Wege zu finden, wie wir junge Menschen an diese wissenschaftlichen Themen heranführen und für diese Problematik sensibilisieren können. Dies geschieht am besten über die spezifischen Informationskanäle, die die junge Generation nutzt: in den sozialen Medien.
Medienprodukte als Transferkanäle
Passend zur Fußball-Europameisterschaft und zu den olympischen Spielen zeigt hier Eisbär Bert, wie er in seiner vom Klimawandel bedrohten Arktis noch Regionen finden kann, wo noch ausreichend Meereis für sein liebstes Hobby, das Fußball spielen, vorhanden ist. "Diese spielerische Bewusstseinsmachung eines ernsthaften Problems unserer Zukunft, nämlich die Folgen des Klimawandels zu erkennen und daraus möglichst früh auch Handlungsoptionen abzuleiten, ist das Ziel der Kooperation mit der DEKRA Hochschule für Medien", sagt Klaus Grosfeld, Geschäftsführer des Forschungsverbundes. Denn nur, wenn es gelingt, die wissenschaftlichen Themen auch in den Alltag der jungen Menschen einzubringen, können wir sie auch mit Hintergrundinformationen erreichen, die dann ein Problembewusstsein schaffen und Handlungsbewusstsein auslösen. "Die Zusammenarbeit mit den Studierenden der DEKRA Hochschule aus dem Bereich Medien eröffnet uns hier ganz neue Möglichkeiten, die gleichermaßen auch aus Sicht der Zielgruppe diskutiert und dann in Produkte für den Wissenstransfer umgesetzt werden können", ergänzt Renate Treffeisen vom Klimabüro für Meeresspiegelanstieg und Polarregionen am Alfred-Wegener-Institut. Gemeinsam wurde hier im Rahmen von REKLIM bereits seit 2014 eine Kooperation aufgebaut, die sich mittlerweile etabliert und auch zu unterschiedlichen und nachhaltigen Medien-Produkten geführt hat.
Linktipps
Meereisportal - Initiative des Helmholtz-Verbundes "Regionale Klimaänderungen" (REKLIM), des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung, in Kooperation mit der Universität Bremen (Institut für Umweltphysik)
REKLIM – Forschungsverbund "Regionale Klimaänderungen" der Helmholtz-Gemeinschaft
REKLIM-Medienprojekt – Filme zum Klimawandel im Kontext des Forschungsverbundes REKLIM
The-Chicken-Theory – Eine Webseite zum Thema Permafrost als Begleitung der 11. Internationalen Permafrostkonferenz in Potsdam 2016