Das sommerliche Meereis in der Arktis nimmt seit Jahrzehnten ab. Im September 2012 wurde ein neuer Negativrekord der arktischen Eisbedeckung aufgestellt und auch in diesem Jahr bestätigt sich der Abwärtstrend. Seit 1978 existieren Meereismessungen von Satelliten, die sich schnell zur wichtigsten Beobachtungsmethode entwickelt haben. Mit Hilfe der Fernerkundung können heute verlässlich flächendeckende Informationen über das Meereis gegeben werden.

Eine Neuerung stellen die im Rahmen des Helmholtz-Verbundes REKLIM (Regionale Klimaänderungen) entstandenen Berechnungen der Unsicherheiten von Meereisdriftdaten dar. Diese sind nun auf der Webseite "meereisportal.de" sowohl grafisch als auch als NetCDF-Dateien (Network Common Data Format) abrufbar.

Das Meereis bildet nur eine dünne Haut auf dem Ozean, die leicht von Winden oder Strömungen bewegt werden kann. Der größte Teil des Meereises driftet als junges, relativ dünnes Treibeis. Ein kleiner Teil als massiges Packeis. Die Ableitung der Bewegung des Meereises aus Satellitendaten liefert wertvolle Informationen, um insbesondere die dynamischen Prozesse des Meereises und deren Einfluss auf das arktische Klimasystem zu untersuchen.

Generell ist das Meereis für das globale Klima von großer Bedeutung. Es steuert den Wärme- und Süßwasseraustausch der polaren Ozeane und spielt eine wichtige Rolle im Klimasystem der Erde. Das Meereis verhindert die Freisetzung riesiger Mengen Wärme aus dem Meer und deren Abgabe an die Atmosphäre. Die Temperatur der arktischen Atmosphäre fällt im Winter leicht unter -20° C, während die Temperatur des oberen Ozeans (direkt unter dem Meereis) immer noch über dem Gefrierpunkt von Meerwasser (ca. -1.9°C) liegt. Ein solch starker Temperaturgradient zwischen Ozean und Atmosphäre wird erst durch das Vorhandensein von Meereis möglich. Wenn sich das Meereis in den Polarregionen zeitlich verändert, kann dies große Auswirkungen auf das Klima haben.

Die wichtige Rolle des Meereises für das globales Klima

Der Rückgang des Meereises im Sommer führt zu einer stärkeren strahlungsbedingten Erwärmung der freien Wasserflächen, die wiederum zu einem verstärkten Schmelzen von Meereis beitragen. Dieser als positiver Rückkopplungsmechanismus bezeichnete Prozess, führt zu einer zunehmenden atmosphärischen Erwärmung der arktischen Regionen, die derzeit bereits doppelt so stark ist, wie der über die gesamte Erde beobachtete Erwärmungstrend.

Zu den globalen Auswirkungen des Eisrückgangs zählen neben den klimatischen Aspekten jedoch auch deren Folgen, wie beispielsweise die zunehmende wirtschaftliche Erschließung der Arktis durch die Öffnung von Schiffsrouten sowie die Nutzung von möglichen Rohstoffquellen von Öl und Gas.

 

Weiterführende Informationen
  Das Meereisportal ist eine Initiative des Helmholtz-Verbundes REKLIM, des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung, in Kooperation mit der Universität Bremen (Institut für Umweltphysik) mit dem Ziel, alle wichtigen und aktuellen Informationen rund um das Thema Meereis zusammenzubringen und für die Öffentlichkeit verfügbar zu machen.

Text: Karl Dzuba (Deutsches Geoforschungszentrum)

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