Seit Jahren schreibt das weltweit größte Korallenriff Schlagzeilen. Zuletzt im März 2017 als erstmalig eine zweite großflächige Korallenbleiche innerhalb von 12 Monaten am Great Barrier Reef auftrat. Nach der größten Bleiche seit Beginn der Aufzeichnungen im australischen Sommer 2016 folgte dieses Jahr der nächste Rückschlag. Insgesamt überflogen die Wissenschaftler diesmal eine Strecke von 8.000 Kilometern und stellten fest, dass zwei Drittel der Riffs Zeichen von Hitzestress zeigen. Denn zurückzuführen ist das sogenannte Entfärben der Korallen auf zu hohe Wassertemperaturen. Der Temperaturanstieg zerstört die für die Korallen lebenswichtige Symbiose mit den in den Korallen lebenden Algen (Zooxanthellae). Die Algen versorgen die Korallen mit Nährstoffen und sind für deren Farbgebung verantwortlich. Geht dieses für beide Seiten positive Zusammenleben verloren, kann auch die Koralle absterben.

Bedenklich ist in diesem Jahr, dass die Korallenbleiche ohne den Einfluss des Wetterphänomens El Niño eintrat. Dementsprechend brachen die Wassertemperaturen in Queensland keine neuen Rekorde. Dieses Jahr wütete allerdings zusätzlich Hurrikan Debbie, der in Höhe der Whitsunday Islands zusätzlich in einer 100 km breiten Schneise einen bislang intakten Teil des Great Barrier Reefs schädigte. Mindestens eine volle Dekade werden selbst schnell wachsende Korallenarten brauchen, um sich von diesem Bleichereignis zu erholen. Wissenschaftler (ARC Centre of Excellence for Coral Reef Studies) können auch keine Hoffnung geben was die Widerstandsfähigkeit der Korallen nach solchen Stressereignissen betrifft. Sie fanden keinerlei Hinweise darauf, dass Korallen, die 1998 und 2002 bleichten, heute besser mit erhöhten Wassertemperaturen zurechtkommen.

Weltweit existieren über 5.000 Korallenarten. Diese lebenden Organismen gehören wie die Quallen zur Gruppe der Nesseltiere. Die Korallenriffe dienen als Küstenschutz und nehmen eine wichtige Rolle für die biologische Vielfalt (Biodiversität) des Ökosystems im Meer ein.

Korallen: Lebendes Archiv

Die am Great Barrier Reef vorkommenden Warmwasserkorallen benötigen viel Licht und Temperaturen von über 18 °C. Sie sind bis in eine maximale Tiefe von 60 Metern in tropischen und subtropischen Gewässern zu finden.
Massiv wachsende tropische Korallen können ein Lebensalter von mehreren Jahrhunderten erreichen und wachsen ungefähr 1 cm/Jahr. Solche Korallenkolonien sind ein lebendes Archiv für die Rekonstruktion von Schwankungen in Umweltbedingungen, welche sich auf saisonalen bis jahrhundertelangen Zeitskalen abspielen.

Demgegenüber stehen Kaltwasserkorallen, die Temperaturen zwischen 4 °C und 13 °C bevorzugen und in Wassertiefen zwischen 50 und mehr als 3.000 Metern auftreten.

Anders als die meisten tropischen Korallen besitzen Kaltwasserkorallen keine Algen als Symbionten, die sie mittels Photosynthese in ihrer Ernährung unterstützen. Sie sind rein vom Filtern von Plankton und anderer Nährstoffe aus dem Wasser abhängig und gedeihen daher besonders gut in Regionen in denen starke Strömungen große Futtermengen transportieren.

Korallenriffe weltweit sind heute in starkem Maß den Auswirkungen des Klimawandels, wie der Erwärmung und Versauerung der Ozeane, ausgesetzt. Zudem führen weitere anthropogene Einflüsse, wie die Überfischung und erhöhte Nährstoffbelastung zu einer in vielen Regionen existenzbedrohenden Situation für die Riffe.

In Nordnorwegen, in der Antarktis und im Comau-Fjord im Süden Chiles vorkommende Kaltwasserkorallen sind Forschungsgebiete des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung und des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung.

Das vom Bundesminiterium für Bildung und Forschung geförderte Projekt PACOC (Plankton- und Kaltwasserkorallenökologie im Comau-Fjord von Okokter 2015 bis Oktober 2018 von Prof. Claudio Richter in Kooperation mit Dr. Humberto González von der Universität Autral in Chile beschäftigt sich mit den Zusammenhängen zwischen saisonal unterschiedlichem Planktonvorkommen und dem energetischen Status (Ernährungsstand) der Korallen und ihrem Wachstum in verschiedenen Wassertiefen, in denen unterschiedliche CO2-Partialdrücke vorherrschen (Untersuchung der Auswirkung von Ozeanversauerung).

Text: ESKP, fachliche Durchsicht: Dr. Gertraud Schmidt, AWI

Veröffentlicht: 15.05.2017, 4. Jahrgang.

Zitierhinweis: ESKP-Redaktion. (2017, 15. Mai). Korallenbleiche vor Australien. Earth System Knowledge Platform [eskp.de], 4https://www.eskp.de/klimawandel/korallenbleiche-vor-australien-935795/

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