Kopenhagen, Durban, Doha, Warschau und Lima. Fünf von insgesamt 20 Tagungsstädten auf dem Weg zur 21. Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen in Paris. In der französischen Hauptstadt soll im Dezember 2015 endlich ein globales Abkommen zur Reduzierung der Kohlenstoffdioxid-Emissionen beschlossen werden, um die Erderwärmung zu stoppen. Ein Überblick mit den wichtigsten Fakten:
Was wird in Paris beschlossen?
In der französischen Hauptstadt soll ein neues Abkommen mit freiwilligen Selbstverpflichtungen der Staaten zu Klimazielen verabschiedet werden. Im Kyoto-Protokoll von 1997 waren erstmals Klimaziele für die Weltgemeinschaft definiert worden. 192 Staaten hatten sich verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen auf fünf Prozent unter das Niveau des Jahres 1990 zu senken. Kyoto läuft in fünf Jahren aus, das Pariser Abkommen löst das Kyoto-Protokoll in der langen Frist (nach 2020) ab.
Was sind die Ziele?
Vordringliches Ziel ist die Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Hierfür muss vor allem der Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2) drastisch reduziert werden. CO2 wird beim Verbrennen von Gas, Kohle und Öl produziert und in die Atmosphäre transportiert. Laut Weltklimarat IPCC ist CO2 der wesentliche Faktor für die Erderwärmung. Bis heute sind die Temperaturen bereits um 0,8°C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit gestiegen. In diesem Jahr haben wir aller Voraussicht nach bereits eine Erwärmung von 1,0 °C zu erwarten. Der IPCC geht in seinem 5. Bericht von einer Erderwärmung von vier Grad Celsius bis 2100 aus, vorausgesetzt es kommt zu keiner Einigung und Reduzierung der CO2-Emissionen. Entsprechend fordert der IPCC bis 2050 die Treibhausgasemissionen um 40 bis 70 Prozent gegenüber 2010 zu verringern.
Wie steht es um unser Klima?
Der Anteil der Treibhausgase in der Atmosphäre hat 2014 einen neuen Rekord erreicht. Nach Angaben der Weltorganisation für Meteorologie (WMO - World Meteorological Organization) hat der Strahlungsantrieb, der Erwärmungseffekt auf unser Klima, seit 1990 um 36 Prozent zugenommen. Dies führt die Behörde auf Emissionen von Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und (N2O) aus Industrie, Landwirtschaft und Privathaushalten zurück. In Deutschland konnten die Treibhausgas-Emissionen seit 1990 deutlich vermindert werden (siehe Grafik). Allerdings gehört Deutschland noch immer zu den zehn größten CO2-Produzenten weltweit. An der Spitze liegt China vor den USA und Indien.
Wo liegen die Streitpunkte?
Aktuell stößt China mehr Treibhausgase aus als die USA oder Europa. Doch die Chinesen werfen den westlichen Industrienationen vor, dass diese in der Vergangenheit weit mehr Emissionen als sie selbst verursacht hätten. Entsprechend beansprucht China einen Nachholbedarf für sich. Und in der Tat führen die USA und die EU die Emissions-Rangliste an, kehrt man an die Anfänge der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert zurück.
Was sagt Deutschland?
Laut Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Deutschland den Ehrgeiz, „die Emissionen bereits bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken“. Auf dem Petersburger Klimadialog im Mai 2015 in Berlin sprach Merkel über das Ziel einer vollständigen „Dekarbonisierung“ in diesem Jahrhundert – also „den vollständigen Umstieg auf kohlenstofffreies Wirtschaften“. Ein aktueller Monitoringbericht des Wirtschaftsministerium zeigt, dass dazu noch zusätzliche ambitionierte Schritte bis 2020 nötig sind, z.B. in der energetischen Gebäudesanierung und in der Verkehrspolitik in Deutschland.
Umweltministerin Barbara Hendricks glaubt, dass China beim Gipfel eine konstruktive Rolle spielen wird. Nach einem dreitägigen Besuch im November im Reich der Mitte sagte Hendricks in einer Pressemitteilung: „Ich habe aus meinen Gesprächen den Eindruck gewonnen, dass China in Paris nicht als Blockierer auftreten wird. Meine chinesischen Gesprächspartner haben ein klares Interesse signalisiert, im Klimaschutz besser zu werden.“
Was sagen die Wissenschaftler?
Die Temperaturen steigen und die Anzahl der Naturkatastrophen nehmen zu. Der Klimawandel und ein menschlicher Anteil an diesem sind unstrittig. Uneins sind sich die Wissenschaftler über die Größe des Einflusses des Menschen am Klimawandel und die Wirkungszusammenhänge. Auf Grund der Komplexität und dem steten Wandel des Klimas lässt sich dessen künftige Entwicklung nur annäherungsweise in Szenarien darstellen.
Wie sind die Aussichten auf einen erfolgreichen Abschluss in Paris?
Ein Stein der Weisen wird Paris nicht sein, wie es Mojib Latif vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel unlängst formulierte. Für Hans Schipper vom Karlsruher Institut für Technologie IT ist es zumindest erfreulich, dass das Thema Klima „einen Platz auf der globalen politischen Agenda einnimmt“ und dieser nach Paris wohl größer sein wird. Weitere Erwartungen sind für den Wissenschaftler aus Karlsruhe schwierig zu formulieren. Reimund Schwarze vom Umweltforschungszentrum in Leipzig glaubt nicht an „eine Drosselung der Erderwärmung unter 2°C gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter“. Zumindest ist die Wahrscheinlichkeit dafür „sehr, sehr gering“, sagt der Umweltökonom.
Die bisherigen zwanzig Weltklimakonferenzen haben gezeigt, dass ein Kompromiss nur schwer zu erreichen ist. In der peruanischen Hauptstadt Lima im Dezember 2014 sollte eine Vertragsgrundlage für Paris geschaffen werden. Am Ende wurde mit Müh und Not ein Papier mit vagen Formulierungen präsentiert, nach dem die Mitgliedsstaaten ihre persönlichen Ziele zur Treibhausgasreduzierung bis zum Frühjahr 2015 bekanntgeben sollen. Es kam zwar nicht zum fristgerechten Rücklauf, aber kurz vor Konferenzauftakt liegen freiwillige Selbstverpflichtungen von 170 Staaten vor, die über 90% der globalen Emissionen verantworten. Viele Beobachter und Medien sehen dies als ein positives Signal für den Erfolg des Gipfels in Paris. Allerdings sind die Zusagen bisher nicht hinreichend, um das Zweigradziel zu erreichen und zudem nur freiwillig und unverbindlich.
Was können Bürger sowie Städte und Gemeinden tun?
Der Verzicht auf Plastiktüten eines jeden einzelnen Bürgers hilft Rohstoffe sparen. Der Kauf von regionalen Lebensmitteln oder das Angebot der kostenlosen Nutzung von Bussen in Innenstädten wie in Portland und Denver (USA) hilft, die CO2-Werte zu reduzieren. Einige Konzerne wie IKEA investieren in Umweltschutzprojekte. Doch sind Maßnahmen wie diese eher der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Letztlich helfen nur verbindliche Vorgaben der Politik oder freiwillige Investitionen der Wirtschaft in regenerative Energien, um die gesetzten Ziele zu erreichen.
Das Umweltbundesamt gibt Tipps zum Klimaschutz unter folgendem Link.
Womit müssen wir bei einem Scheitern der Verhandlungen rechnen?
Der Helmholtz-Verbund Regionale Klimaänderung REKLIM weist auf einen bereits deutlich zunehmenden Trend von extremen Wetterereignissen wie Hagel, Hochwasser und Dürre in Deutschland hin. Auch zeigen regionale Wechselwirkungen im Klimasystem der Arktis bereits Einfluss auf das mitteleuropäische Klima. Das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umweltschutz bestätigen in einem Monitoring-Bericht die Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland in Form von steigenden Temperaturen, feuchteren Wintern und häufigeren Wetterextremen. „Der Bericht spricht eine eindeutige Sprache: Klimawandel findet auch in Deutschland statt und er wirkt in viele Bereiche des täglichen Lebens hinein. Die Anpassung an den Klimawandel geht uns daher alle an“, sagt Umweltministerin Barbara Hendricks.
US-Präsident Barack Obama fasste die Bedeutung es Themas Klimawandel und seine Hoffnungen vor einiger Zeit zusammen: „Wenn wir die Luft, die unsere Kinder atmen werden, und das Essen, das sie zu sich nehmen werden, und wenn wir die Träume all unserer Nachkommen über unsere kurzfristigen Interessen stellen – ja, dann ist es vielleicht noch nicht zu spät.“
Text: Karl Dzuba (GFZ); fachliche Durchsicht: Reimund Schwarze (UFZ)
Weiterführende Informationen
Video: Die Rolle Deutschlands beim Klimagipfel in Paris
Video: Klimagipfel - Maßnahmen und mögliche Gewinner
Weitere Videos über Verhandlungen & Aussichten beim Klimagipfel in Paris auf helmholtz.de.
Infografik: eine kurze Geschichte der Klimakonferenzen
Veröffentlicht: 30.11.2015, 2. Jahrgang
Zitierhinweis: Dzuba, K. (2015, 30. November). Klimagipfel in Paris: Pleite oder Durchbruch? Earth System Knowledge Platform [eskp.de], 2. https://www.eskp.de/klimawandel/klimagipfel-in-paris-pleite-oder-durchbruch-935735/