Die teilweise rasanten Veränderungen sind von globaler Tragweite - sie haben Auswirkungen auf Deutschland, Europa und die ganze Welt - und werfen komplexe gesellschaftspolitische Fragestellungen auf. So haben der drastische Rückgang des Meereises in den Sommermonaten und die Veränderung der Zugangsmöglichkeiten zur Arktis zu einem gestiegenen internationalen Interesse an den arktischen Rohstoffen geführt. Es sind neue Schifffahrtsrouten möglich, wenn die Nordostpassage an Russlands Nordküste und die oberhalb von Nordamerika entlangführende Nordwestpassage im Sommer häufiger eisfrei wären. Auch für die Fischerei tun sich neue Möglichkeiten auf. Es gilt jedoch auch, Chancen und Risiken sorgfältig abzuwägen: Es müssen Fragen nach dem wirtschaftlichen Nutzen im Vergleich zu den Risiken beim Zugang zu Rohstoffen, Einsatz moderner Technologien, der Öffnung neuer Schifffahrtswege usw. beantwortet werden.
Vor diesem Hintergrund hat Prof. Karin Lochte, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts (Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung), 2012 den "Arktisdialog" initiiert, der die für Arktisaspekte verantwortlichen Personen in den Bundesministerien anspricht. Der Auftakt am 8. Februar 2013 war erfolgreich und die Workshops werden jetzt zwei- bis dreimal jährlich fortgesetzt. Die Begegnung von Wissenschaft und Politik im Arktisdialog ist ein Instrument für eine engere Vernetzung der Ressorts, intensivere gemeinsame Arbeit und gegenseitigen Austausch. Ziel ist es, die Koordination und Kohärenz der Arktispolitik Deutschlands zu stärken.
Deutschland ist als anerkannter Mitspieler in der internationalen Arktisforschung etabliert. Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung arbeitet seit mehr als 30 Jahren in der Arktis. Damit ist es eines der wenigen Institute weltweit, die das Nordpolargebiet und den Arktischen Ozean langfristig interdisziplinär naturwissenschaftlich erforschen - vom Meeresboden bis in die Atmosphäre, vom Ökosystem bis in die Erdgeschichte. Mit dieser Erfahrung kann das Alfred-Wegener-Institut zum Nutzen von Gesellschaft und Wirtschaft Impulse aus der Forschung geben. Es lässt sich im Arktisdialog von dem Ziel leiten, das in der Broschüre "Schnelle Veränderungen in der Arktis: Polarforschung in globaler Verantwortung" des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft wie folgt formuliert ist: "Die Forschung soll der Gesellschaft und der Politik Wissen zur Verfügung stellen, um die lokalen und globalen Folgen des Wandels in der Arktis abschätzen zu können. Dadurch werden die Grundlagen für nachhaltige Entwicklungsstrategien auf nationaler und internationaler - vor allem europäischer - Ebene geschaffen."
Und Prof. Karin Lochte erläutert weiter: "Es ist für die Forschung eine sehr wichtige, aber auch schwierige Aufgabe, die wissenschaftlichen Erkenntnisse zeitnah und unvoreingenommen an die Entscheidungsträger weiterzugeben – doch nur so können wir sicher stellen, dass die notwendigen Entscheidungen auf einer soliden Basis getroffen werden. Gerade in der Arktis, wo sich Änderungen in der Umwelt so rasch und weitreichend vollziehen, brauchen wir eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und den verschiedenen politischen Akteuren."
Weiterführende Informationen
Text: Magarete Pauls, AWI