Erst unlängst hatten die Vereinten Nationen in Ihrem Jahresbericht "World Water Development Report 2015" auf das drängende Problem der Wasserknappheit hingewiesen. Demnach haben 748 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Weiterhin wurden die Verschwendung und Verschmutzung des Trinkwassers kritisiert. Unter dem Titel "The thirsty 10 billion: Are we managing?" (zu Deutsch: die durstigen 10 Milliarden: wie bewältigen wir das?) war das Thema auch auf der Jahresversammlung der European Geoscience Union (EGU) in Wien Gegenstand einer "Großen Debatte".

Für eine Tasse Kaffee werden rund 140 Liter Wasser verbraucht, sofern neben der Pflege des Kaffeebaums auch die Ernte sowie der Transport in den heimischen Supermarkt berücksichtigt werden. Im Vergleich zu diesem Aufwand steht der Preis in keinem Verhältnis. Entsprechend fiel auch das Urteil von Professor Tony Allen vom King's College in London zu Beginn der Debatte aus: "Unsere Besessenheit zu billigem Essen ist gefährlich für die Wasserressourcen", sagte er als einer von fünf geladenen Wissenschaftlern während der Debatte auf der EGU.

Neben Lebensmitteln ist vor allem der Baumwollanbau für die Bekleidungsindustrie sehr wasserintensiv. Generell hinterlässt jedes Alltagsprodukt einen Wasserfußabdruck, der aber kaum Erwähnung findet. Laut Angaben des Bundesumweltamtes verbrauchte jede Person im Jahr 2010 in Deutschland 121 Liter Trinkwasser pro Tag im Haushalt für Kochen, Trinken, Waschen, Spülen und Körperpflege. In dieser Mengenangabe ist noch nicht der virtuelle Wasserverbrauch eingerechnet. Hierunter wird derjenige Wasserverbrauch verstanden, der durch die Produktion von Lebensmitteln, Kleidung und industriellen Gütern verwendet wird und den persönlichen Verbrauchszahlen eigentlich hinzuaddiert werden müsste.

Die Experten der "Großen Debatte" während der EGU betonten die Notwendigkeit der Zusammenarbeit von Wissenschaftlern, Verbänden, Interessensvertretern und der Gesellschaft zur Erarbeitung nachhaltiger Strategien zur Wassersicherung. Zudem müssen Klimamodelle laut Prof. Sonia Seneviratne von der ETH Zürich den Aspekt des "water removal from earth system" (unwiederbringlicher Entzug von Wasser aus dem globalen Wasserkreislauf) berücksichtigen.

Zahlreiche Fragen und Anregungen brachten die rund 200 Zuhörer verschiedener Nationen in die Debatte ein. Lebensmittelprodukte sollten demnach Angaben über die hierfür benötigte Wassermenge enthalten. Oder aber die Frage nach der Wasserersparnis durch Verzicht bestimmter Lebensmittel zu bestimmten Jahreszeiten, sollte intensiver geführt werden.

Das Auditorium war sich am Ende der Debatte in der Zukunftsfrage weitestgehend einig und schob auf Nachfrage des Chairmans Dr. Caspar Hewett von der Universität Durham, England, die Verantwortung eher den Regierungen denn der Wissenschaft zu.

Text: Karl Dzuba, Wissensplattform "Erde und Umwelt"

Linktipps:

 Helmholtz.de - Einblicke in die globale Wasserwirtschaft mit Infografik "Virtueller Wasserfußabdruck"
 Professor Dietrich Borchardt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) zum virtuellen Wasserverbrauch im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2012.
 Informationen vom UFZ zum weltweiten Wasserverbrauch in Städten und zur Bedeutung von Wasser in verschiedenen Gesellschaften.
 In einem Podcast erklärt Prof. Frank-Dieter Kopinke (UFZ) Aspekte des Wasserkreislaufs in Deutschland.

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