Mit abnehmender räum­licher Skala wird zwischen außer­tropischen Sturm­tiefs (Winter­stürme), tropischen Wirbel­stürmen (Hurrikane, Taifune, Zyklonen), Gewitterstürmen bzw. konvektiven Starkwinden und Tornados unterschieden (Abb. 1).

Ab einer Windgeschwindigkeit von 75 km/h wird nach der Beaufort-Skala (Stufe 9) von Sturm gesprochen. Die Skala ist nach Sir Francis Beaufort benannt und dient zur Klassifikation von Wind und Geschwindigkeit. Sie reicht von Stärke 0 (Windstille) bis Stärke 12 (Orkan, 118km/h).  In der Regel beziehen sich die angegebenen Wind­stärken auf einen 10-minütigen Mittelwert. Wird dieser Mittelwert  innerhalb weniger Sekunden (3-20 s) mindestens um 5 m/s überschritten, spricht man von Böen (DWD, 2013). Diese sind meist von kurzer Dauer, mit einer Drehung des Windes verbunden und können den mittleren Wind um einen Faktor 1,5x-3x übersteigen. Somit sind die Böen für Schäden an Gebäuden, kritischen Infrastrukturen oder am Waldbestand entscheidend. Primär hängen die Böen von der Bodenrauhigkeit oder der Bebauung  des Geländes und der Stabilität in der unteren Atmosphäre ab. In Deutschland wurde nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) die höchste Böengeschwindigkeit am 12. Juni 1985 auf der Zugspitze mit einem Wert von 335 km/h gemessen.

Abhängig von der Jahreszeit treten in Europa unterschiedliche Sturmphänomene auf. Außertropische Sturmtiefs besitzen eine großräumige Ausdehnung der Windfelder bis über 1000 km. Sie entwickeln sich gewöhnlich in einer Zone mit einem großen horizontalen Temperaturkontrast (Baroklinität) über dem Nordatlantik. Da der Temperaturgradient in den Wintermonaten am stärksten ausgeprägt ist, treten schwere Sturmtiefs fast ausschließlich in dieser Jahreszeit auf und werden daher auch als Winterstürme bezeichnet. Dabei sind die höchsten Windgeschwindigkeiten in der Regel an der südlichen Flanke der Sturmtiefs zu beobachten. Da schwere Winterstürme eine geringe Auftretens­wahrscheinlichkeit von circa 10 Jahren haben, zeigen Schadensummen verursacht durch diese großen jährlichen Schwankungen. Besonders die Sturm­serien mit den Stürmen "Vivian" und "Wiebke" im Jahr 1990 oder mit den Stürmen "Lothar" und "Martin" 1999 bzw. "Kyrill" 2007 verursachten groß­räumig sehr hohe Schäden.

Schwere Gewitterstürme (Sommerstürme) sind in Deutschland meist nur in den Sommermonaten zu beobachten, da ihre Energie aus der Verdunstung von Wasser resultiert. Sie sind mit einer räumlichen Ausdehnung von nur wenigen Kilometern (Einzelzellen) bis zu einigen 100 km (Gewitterlinien) deutlich kleiner und lokal begrenzter. Im Vergleich zu Winterstürmen treten sie deutlich häufiger auf, sind aber lokal sehr variabel. Das schwerste Hagelunwetter in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland ereignete sich am 12. Juli 1984, als ein schweres Gewittersystem von der Schweiz kommend über Bayern und insbesondere München zog und  Schäden in Höhe von rund 1,5 Mrd. €  (auf 2012 bezogen) verursachte. Als aktuelles Beispiel sei auf die heftigen Gewitter an dem Wochenende vom 27.-29.07.2013 mit heftigen Sturmböen bzw. Hagelkörnern bis zu einer Größe von 10 cm verwiesen. Erste Schadenabschätzungen lagen deutschlandweit in der Höhe von 600 Mio. €.

Text: Dr. Susanna Mohr, Karlsruher Institut für Technologie

Literatur

 Kunz, M., 2012: Meteorologische Naturgefahren. Skript zur Vorlesung SoSe 2012. Institut für Meteorologie und Klima­forschung (IMK), Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Karlsruhe, Deutschland.

Text, Fotos und Grafiken soweit nicht andere Lizenzen betroffen: eskp.de | CC BY 4.0
eskp.de | Earth System Knowledge Platform – die Wissensplattform des Forschungsbereichs Erde und Umwelt der Helmholtz-Gemeinschaft