Zwei Starkbeben mit Magnituden Mw 7,8 und Mw 7,2 erschütterten die Region um die Millionenstadt Kathmandu, Nepal am 25. April und am 12. Mai 2015. GEOFON (GEoFOrschungsNetzwerk, GFZ) gibt die Tiefe der Beben mit 18 bzw. 15 km an. Herdflächenlösungen deuten auf nahezu horizontale Bruchflächen hin. Das Epizentrum des Hauptbebens (Mw 7,8, 25. April) wurde etwa 80 km nordwestlich von Kathmandu lokalisiert und die Nachbebenverteilung deutet darauf hin, dass sich der Bruch bis zu 150 km nach Osten ausgebreitet hat. Das Epizentrum des Magnitude MW 7,2 Bebens, am 12. Mai wurde am östlichen Rand der Nachbebenverteilung des ersten Hauptbebens lokalisiert. Trotz seiner Größe kann man das Beben vom 12. Mai als Nachbeben des Bebens vom 25. April bezeichnen.
Seismotektonik: Die Ost-West verlaufende Plattengrenze zwischen Indien und Eurasien besteht aus mehreren Haupt- und Nebenverwerfungen, die sich über einen etwa 200 Kilometer breiten Streifen zwischen der frontalen Überschiebungsverwerfung (Himalaya Front) und der zentralen Überschiebung (Main Central Thrust) nördlich davon verteilen.
Ursache der hohen seismischen Aktivität entlang der Plattengrenze am Fuße des Himalaya ist die Konvergenz und Unterschiebung der Indischen Platte in nördlicher Richtung gegen die Eurasischen Platten mit einer relativen Rate von etwa 39-40 mm/Jahr. Die hohe Konvergenzrate verteilt sich auf mehrere parallele Hauptverwerfungen, weshalb man von einer diffusen Plattengrenze spricht. Über die Breite von Nepal ergibt sich eine relative Bewegung von 20 mm/Jahr, also ca. die Hälfte der gesamten Konvergenz.
Das stärkste instrumentell aufgezeichnete Beben im Umkreis von 300 Kilometer zum Epizentrum des 25. April Mw 7,8 Kathmandu Beben trat am 15. Januar 1934 bei Bihar, Nepal mit einer Magnitude von etwa Mw 8,1 auf. Es hatte wie das jetzige Beben einen Aufschiebungsmechanismus. Weitere historische Starkbeben im weiteren Umfeld entlang der Plattengrenze sind z.B. das 1905 M7,5 Kangra und das 2005 M7,6 Kashmir Beben im Westen sowie das 1950 M8,4 Assam Beben im Osten. Die drei Ereignisse forderten zusammen viele hunderttausend Todesopfer und große Schäden.
Die etwa 200 km breite diffuse Plattengrenze am Fuße des Himalaya ist eine der aktivsten kontinentalen Plattengrenzen der Welt. Hier traten die bisher stärksten Beben in der Himalaya Region auf.
Seismische Gefährdung: Die Kollision und Unterschiebung der Indischen unter die Eurasische Platte erzeugt häufig Starkbeben in geringer Tiefe und stellt damit eine signifikante seismische Gefährdung dar. Die seismische Gefährdungskarte zeigt im Bereich des 25. April Mw 7,8 Bebens und auch für das Mw 7,2 Nachbeben vom 12. Mai die größten statistisch erwarteten Bodenbeschleunigungen mit 5m/s2, die mit 10%-iger Wahrscheinlichkeit innerhalb von 50 Jahren überschritten werden könnten (Gefährdungskarte stellt die Abschätzung vor dem Beben dar).
Erdbeben in der Region erzeugen neben den direkten Schäden durch starke Bodenbeschleunigungen während des Bruches häufig sekundäre Gefahren durch Bodenverflüssigungen und Hangrutschungen. Nach Angaben der nepalesischen Behörden wurden durch das Erdbeben vom 25. Mai 7.913 Personen getötet und 17.871 Personen verletzt (Stand: 9.5.2015). Steigende Opferzahlen sind wahrscheinlich. Das Nachbeben vom 12. Mai hat ebenfalls heftige Bodenbeschleunigungen verursacht, allerdings betreffen diese eine kleinere Region. Nach vorläufigen Angaben der nepalesischen Regierung gab es 29 Toten und ca. 1.000 Verletzten (Stand 12.5.2015).
Podcast
Zum Nachhören und -lesen gibt es ein Radiointerview vom 28. April 2015 zum Nepal-Beben mit Prof. Frederik Tilmann, Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ) mit dem Deutschlandfunk.