Der bisherige Winter brachte in den USA vor allem milde Temperaturen und wenig Schnee. Das hat sich nun geändert. Wintersturm "Jonas" hat seit Freitagnachmittag (22. Januar 2016, Ortszeit) durch kräftigen Schneefall und Sturmböen vor allem in New York, Washington D.C und weiteren Bundesstaaten im Osten der USA für einen Ausnahmezustand gesorgt. In New York erreichte die Schneehöhe im Central Park am Samstag 68 Zentimeter innerhalb eines Tages und damit den zweithöchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen 1869. Flug, Bus- und Zugverkehr wurden eingestellt. Zudem wurden private Autofahrten in New York City, Long Island und New Jersey untersagt. An der Küste von Virginia und Delaware konnten Orkanböen von über 120 km/h gemessen werden. Die stärkste Böe traf die zu Virginia gehörende Insel Assateague mit 137 km/h. Dazu kam es in South und North Carolina und Teilen von Virginia zu gefährlichem Eisregen, der für zahlreiche Unfälle auf den Straßen sorgte. An der gesamten Ostküste fiel für mehr als 200.000 Menschen zeitweise der Strom aus. Weitere meteorologische Hintergründe sowie möglichen Folgen und Schäden des Blizzards finden Sie unter wettergefahren-fruehwarnung.de.
Bereits vor einem Jahr waren zwischen 40 und 60 Millionen Menschen von Blizzard "Juno" an der Ostküste der USA betroffen. Der in den US-Medien angekündigte "lebensbedrohliche Sturm" mit Schneefällen von bis zu einem Meter und Böen über 100 Kilometer pro Stunde traf dann aber nicht wie befürchtet New York City.
Was ist ein Blizzard?
Blizzards sind Schneestürme, die vor allem in den USA auftreten. Voraussetzung für die Bezeichnung Blizzard sind nach Definition der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) folgende Faktoren:
- Anhaltende Winde oder Windböen von mindestens 35 mph (ca. 56 km/h)
- Heftige Schneefälle oder Schneetreiben, die die Sichtweite auf eine ¼ Meile (400 Meter) reduzieren
- Die obigen Bedingungen halten mindestens drei Stunden an
Sind alle drei Bedingungen gegeben, gibt der NOAA eine „Blizzard-Warnung“ aus. Bei lediglich zwei erfüllten Faktoren wird von einem „Wintersturm“ bzw. "heftigen Schneefall" gesprochen.
Blizzards treten vor allem an der Ostküste Nordamerikas (Kanada und USA) auf und entstehen, wenn sich ein Tiefdruckgebiet unter kräftiger Intensivierung mit seinem Zentrum vor die US-amerikanische Atlantikküste verlagert. Dabei gelangt auf seiner Vorderseite (Ostseite) sehr warme und feuchte Luft, die zumeist aus dem Golf von Mexiko stammt, nach Norden, während auf seiner Rückseite (Westseite) in den unteren Atmosphärenschichten kalte Luft aus Kanada südwärts strömt.
Westlich und nordwestlich des Tiefkerns kommt es dann im Bereich der Kaltluft zu ausgedehnten Schneefallgebieten; gleichzeitig herrscht dort ein großer Luftdruckunterschied und die Windgeschwindigkeiten können in Böen zumindest in Küstennähe leicht Orkanstärke erreichen (119 km/h). Die Kombination aus heftigem Schneefall, Schneetreiben und Wind in Sturm- oder Orkanstärke kann die Sichtweite auf wenige Meter reduzieren und innerhalb kurzer Zeit Schneewehen meterhoch auftürmen. Der Begriff Blizzard existiert seit den 1870er Jahren. Eine Zeitung aus Iowa beschrieb mit diesem Begriff erstmals einen Schneesturm.
Blizzardähnliche Verhältnisse auch in Deutschland möglich
Auch in Deutschland kann es zu starken Schneestürmen kommen, für einen Blizzard à la USA sind in Mitteleuropa allerdings die Voraussetzungen nicht gegeben. Blizzardähnliche Bedingungen herrschten beispielsweise zum Jahreswechsel 1978/1979, als im Bereich einer langsam südwärts ziehenden Kaltfront Schnee und Sturm gemeinsam auftraten und hohe Schneeverwehungen weite Teile Norddeutschlands lahmlegten.
Meteorologische Hintergründe zum Blizzard "Jonas" auf wettergefahren-fruehwarnung.de
Text: Bernhard Mühr (Karlsruher Institut für Technologie), Karl Dzuba (Wissensplattfrom "Erde und Umwelt")
Text und Daten in Kooperation mit CEDIM, einer interdisziplinären Forschungseinrichtung des Karlsruher Instituts für Technologie.